Fortuna startet gegen Wundertüte Bochum zu Hause in die Saison
Von Stefan Kleefisch
„Meiner Meinung nach sind alle Aufsteiger eine Wundertüte. Mit Henri Matter gibt es dort einen Spieler, den wir alle gut kennen. Das mit 1:4 verlorene Auftaktspiel des VfL gilt es nicht überzubewerten. Wir müssen hochkonzentriert in das Spiel gehen und das auf den Platz bringen was nötig ist, um die drei Punkte hierzubehalten“, sagt Robin Afamefuna, der frischgebackene Kapitän wird dabei wie gewohnt vorbildlich vorangehen.
Lediglich auf sein erstes Tor im Fortuna-Dress wartet „Afa“ noch vergeblich: „Ich denke wir wissen alle, dass ich nicht als Torjäger bekannt bin. Darüber definiere ich mein Spiel und meine Leistung zu 0,0 Prozent. Bei Zweikampfwerten, Entscheidungen mit dem Ball und gewonnenen Sprintduellen könnte ich die Nase vielleicht doch vorn haben, auch wenn diese Statistik kaum geführt wird. Mein Ziel ist es im Spiel voranzugehen. Mit Einsatz, Qualität und Verlässlichkeit. Wenn Tore darüber hinaus auch noch kommen, wäre das super, aber das wäre für mich nur ein Bonus.“
Verzichten muss Matthias Mink gegen den VfL auf die angeschlagenen Seymour Fünger, Hamadi Al Ghaddioui und Salim Hadouchi (Trainingsrückstand). Anfang der Woche weilte der Coach für zwei Tage auf einem internationalen Trainerkongress, um dort den Fortbildungsnachweis für seine Lizenz zu erbringen. Nun steckt er voller Tatendrang für die Partie am morgigen Samstag.
„Letztlich ging es darum, den Wettkampf-Rhythmus aufzunehmen, es war ein Spiel auf anspruchsvollem Niveau, wir haben viele Meter gemacht. Es war wichtig, dass wir aus Ballverlusten und Umschaltsituationen des Gegners lernen konnten. Du bist immer in einem laufenden Prozess. Wir haben eine komplett neue Mannschaft, es gibt noch viel zu entwickeln“, sagt Mink zum Auftakterfolg in Wuppertal. Mit dem 2:0 im Stadion am Zoo endete zudem eine 13 Jahre anhaltende Negativserie.
Nun also Bochum. Der Aufsteiger bekam bekanntermaßen zum Start mit dem 1:4 im Ruhrstadion gleich mal den rauen fußballerischen Umgangston in der neuen Liga aufgezeigt. Die klare Niederlage ist für Mink aber kein Thema, mit dem man sich besonders beschäftigen sollte: „Die Ergebnisse am ersten Spieltag waren ohnehin außergewöhnlich und in Teilen nicht erwartbar. Deswegen schenken wir dem Ergebnis wenig Aufmerksamkeit, sondern mehr der Art, wie das Spiel verlief. Ich denke, dass Bochum daraus sehr viel gelernt hat und bei uns das Spiel anders angehen wird.“
Zwei Ziele hat derweil Trainer Heiko Butscher ausgegeben: Klassenerhalt und Talente entwickeln. Zwei Ziele, die für einen Aufsteiger und eine U21-Mannschaft beinahe selbstredend sind. Der Ligaauftakt gegen den Bonner SC ist den Bochumern hingegen ordentlich missglückt.
„Ich weiß, was die Mannschaft kann, und dahin müssen wir uns entwickeln. Das werden wir auch und deshalb rede ich jetzt nicht alles in Schutt und Asche", sagte der 44 Jahre alte Coach nach der klaren Niederlage im Aufsteiger-Duell. Gegen den BSC versuchte seine Mannschaft flach hinten herauszuspielen, was häufig zu Ballverlusten führte, hinzu kam eine gewisse Nervosität vor 1.363 Zuschauern im Ruhrstadion.
In den Vorbereitungsspielen hatte hingegen ausgerechnet die Defensive noch brilliert. In acht Partien kassierte der VfL lediglich sechs Gegentore. Bei der Generalprobe wurde der ambitionierte Oberligist SpVg Schonnebeck dominiert und mit 4:0 besiegt. „Defensivarbeit beginnt bei uns vorn und endet hinten - jeder trägt seinen Teil bei", erklärt Butscher. "Wir haben klare Zonen, in denen wir Bälle erobern wollen - das setzen die Jungs sehr konsequent um."
Im Angriff machte vor allem Luis Hartwig von sich reden. Der vom MSV Duisburg ausgeliehene Stürmer traf gegen Schonnebeck doppelt - darunter per Strafstoß zum 3:0 - und erzielte in der Vorbereitung insgesamt acht Tore und auch den einzigen Treffer gegen Bonn. Butscher misst seinen Wert aber nicht nur an den Treffern: „Für mich zählt der Gesamtwert für die Mannschaft. Luis kann mehrere Positionen spielen - das sieht man, und genau das macht ihn so wichtig für unser Spiel."
Auch Neuzugang Jonathan Akaegbobi rückte ins Rampenlicht. Der ehemalige Kapitän der U 19 des VfL Wolfsburg überzeugt mit Dynamik und Effizienz. Offen war im Vorfeld die Torhüterfrage. Der mit einem Profivertrag ausgestattete Hugo Rölleke könnte zwar weiterhin die Nummer 1 sein - allerdings nur, wenn er nicht im Bundesliga-Kader gebraucht wird. Um die vakante Position dahinter bewerben sich die Neuzugänge Finn Kotyrba (Schalke 04 U23), Benjamin Bußmann (BW Königsdorf) und Jeremias Heufken.
Interessant ist auch Jaden Korzynietz. Der 21-jährige Linksverteidiger liefert sich mit dem erfahrenen Nicolas Abdat einen spannenden Konkurrenzkampf. Jaden ist der Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Bernd Korzynietz. Eine Führungsrolle ist Henri Matter zugedacht. Der Ex-Fortune kann trotz seiner erst 24 Jahre schon auf 134 Einsätze in der West-Staffel verweisen.
Ex-Profi Butscher hat seinem Team vorab schon mal vor Augen geführt, was sie in der Regionalliga erwartet: „Alles wird eine Nummer größer. Wir werden sicher nicht so viele Spiele gewinnen, wir werden nicht immer in Führung gehen und sicher auch mal an unsere Grenzen stoßen. Aber das wollten wir haben.“
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