Der DFB startete erstmals 2019 Testläufe für eine neue Spielform in den Altersklassen von der U6 bis zur U11, die in der Saison 2020/2021 in eine weitere Pilotphase geht. Das reguläre Sieben-gegen-Sieben auf einem Kleinfeld soll durch mehrere Spiele in einer Turnierform ersetzt werden. Auch der S.C. Fortuna Köln nimmt mit seinen Mannschaften bis einschließlich der U10-Mannschaft an dieser Pilotphase teil.
Kerngedanke der neuen Spielform ist es, den Kindern möglichst viele Ballaktionen und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und dadurch die Freude am Spiel zu fördern. Gespielt wird in kleinen Teams, auf mehreren kleinen Feldern und auf Mini-Tore. Dadurch soll es viele Dribblings und Tore geben und das Spiel schnell werden.
Es wird innerhalb der Mannschaft nach festen Prinzipien, wie Torerfolgen, gewechselt, um jedem Kind genügend Spielzeit zu gewähren. Bälle im Seitenaus werden sofort eingedribbelt, damit das Spiel schnell bleibt. Die genauen Regeln können sich je nach Altersklasse und Leistungsniveau unterscheiden.
Die Mannschaften des S.C. Fortuna Köln spielen, wie alle Mannschaften des Fußballkreises Köln, nach den Regeln des „Kölner Wegs“ der 3 gegen 3-Liga Köln [https://www.facebook.com/3gegen3Koeln/]. Im Gegensatz zum regulären Sieben-gegen-Sieben Spiel, wird in der neuen Spielform – nach DFB-Empfehlung – in einem Turniersystem gespielt werden, bei dem die siegreiche Mannschaft ein Spielfeld vorrücken darf und das Verliererteam ein Feld zurückrutscht. Im „Kölner Weg“ wird jedoch auf ein Auf- und Abstiegssystem verzichtet. Stattdessen soll jede Mannschaft gegen jedes Team spielen können. Demnach kann es auch keine Tages- oder Turniersieger geben. Ergebnisse werden in der gesamten Spielform nicht festgehalten. Die Kinder haben dadurch nicht nur mehr Erfolgserlebnisse, sondern Enttäuschung oder Frust durch heftige Niederlagen werden weitgehend ausgeschlossen.
Die U10 des Nachwuchsleistungszentrums der Fortuna absolviert ihre Begegnungen abwechselnd in einem Vier-gegen-Vier auf vier Mini-Tore und einem Fünf-gegen-Fünf inklusive Torhüter auf zwei Kleinfeldtore. Die einzelnen Mannschaften spielen jeweils sechs Spiele à sieben Minuten auf 36x25m große Spielfelder. Schiedsrichter gibt es in der neuen Spielform nicht; die Kinder sollen die Entscheidungen im Spiel, wie auf dem Bolzplatz, selbst treffen. Der Fair Play-Gedanke soll dadurch gefördert werden. Die Mannschaftstrainer sind bei den Spielen nur Spielfeldbegleiter, die auf die Einhaltung der Zeit und Wechsel achten. Kleinere Hinweise und Tipps sind zwar erlaubt, allerdings soll nicht ins Spiel eingegriffen werden. Die Kinder sollen selbstständig handeln und eigene Lösungen finden.
Für Dimitrios Hrissanthou, Trainer der U10, ist die neue Spielform „ein Paradies für Kinder. Ich habe selbst extreme Dinge beim Sieben-gegen-Sieben erlebt – krasse Niederlagen oder demotivierte und enttäuschte Kinder.“ Diese negativen Erlebnisse kommen in der neuen Spielform kaum noch vor. Die Kinder könnten sich besser entwickeln und schneller Lösungen auf dem Platz finden. Auch für die Trainer sei die neue Spielform ein Segen, da alle Kinder bei den Spielen dabei sind und spielen werden. Der Druck, Spieler nominieren zu müssen und dadurch andere Kinder zu enttäuschen, falle dadurch von den Trainern ab. Laut Hrissanthou komme jedes Kind in der neuen Spielform auf eine Spielzeit von ca. 35 Minuten, während im regulären Sieben-gegen-Sieben die Kinder nur auf etwa 20 Minuten Spielzeit kommen würden.
Die Kinder sollen Spaß am Spiel haben, Erfolgserlebnisse sammeln und sich bei einem möglichst freien Spiel entfalten können. Das System der Fair Play-Liga funktioniere ebenfalls gut. „Die Spielform ist so schnell, dass keine Diskussionen aufkommen können.“ Sollte es doch Streitfälle geben, dann wird das Problem durch die schnelle Spielfortsetzung meist spielerisch gelöst. Aufgrund der fehlenden Schiedsrichter und Tabellen rückt zwar das Ergebnis in den Hintergrund, eine Trainingseinheit sind die Spiele aber auf keinen Fall. „Der Wettkampfgedanke ist da. Da geht es zur Sache! Die Enttäuschung ist auch groß, wenn die Spiele verloren gehen.“ Die Kinder sollen in den Spielen das umsetzen, was im Training gelernt wurde. Die neue Spielform wird in allen 21 deutschen Landesverbänden mittlerweile zumindest teilweise angewendet. Hrissanthou schätzt, dass im Stadtgebiet Köln ca. 30 – 50% der Mannschaften bereits in der neuen Spielform spielen – Tendenz steigend.
Text von: Johannes Robertz