Co-Trainer Martin Grund schließt gerade die A+-Lizenz ab und spricht über seine Dreifachbelastung
Von Stefan Kleefisch
Martin, du bist gerade zeitlich sehr eingespannt. Neben der Assistenz von Matthias Mink ist auch die A+-Lizenz mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden. Nimm uns mal mit auf deine derzeitige Reise…
„Das ist momentan eine herausfordernde Zeit für mich. Ich bin zudem vor einem halben Jahr Papa geworden. Das klingt zwar ein bisschen komisch, aber die Dreifachbelastung ist schon extrem. Ich tanze auf drei Hochzeiten gleichzeitig und nach Möglichkeit soll nichts darunter leiden. Ich habe im Rahmen der Ausbildung in einem Jahr 14 Präsenzphasen immer an verschiedenen Standorten. Ich war nicht nur in Frankfurt, sondern unter anderem in Leipzig, Freiburg, Hoffenheim, Rostock und Augsburg. Pro Phase gibt es verschiedene Inhalte wie beispielsweise das Umschaltspiel nach Ballgewinn, Standardsituationen oder Führungskompetenz. Du hast eine hohe Bandbreite. Nach Ende eines Lehrgangs musst du im DFB Online Campus digital Hausaufgaben zu dem jeweiligen Thema absolvieren. Das ist halt zeitaufwändig.“
Wie lange sind die Präsenzphasen?
„Du reist immer sonntags an. Meistens geht es bis Donnerstagmittag. Dadurch das wir viele englische Wochen hatten, musste ich mit den Lehrgangsleitern absprechen, dass ich jeweils zu den Spielen der Fortuna durfte. Dadurch habe ich eineinhalb Tage verpasst, die ich nachholen musste durch kleine Extraufaufgaben. Ich wollte aber auch nicht, dass meine Arbeit bei der Fortuna darunter leidet.“
Wie sieht im Moment dein normaler Tagesablauf aus?
„Morgens oder mittags je nach Trainingsbeginn mache ich meinen Job bei der Fortuna, dann kümmere ich mich abends zu Hause erstmal um die Familie und meinen kleinen Sohn. Wenn er dann um 19/20 Uhr schläft, setze ich mich nochmal zwei, drei Stunden an den Laptop und bearbeite die ganzen Aufgaben. Wir arbeiten viel mit Online-Seminaren und Powerpoint-Präsentationen, die man zu den jeweiligen Themen anfertigen muss. Dann esse ich noch was und dann geht das Ganze am nächsten Tag wieder von vorne los.“
Was gehört noch zu dem Aufgabenbereich?
„Du musst mehrere Trainingsaufgaben filmen. Dabei haben mir Timo Westendorf und Bogdan Komorowski geholfen. Mit der U19 und U23 konnte ich diese Einheiten immer wieder absolvieren. Die Videos müssen dann auch wieder hochgeladen und reflektiert werden, es ist immer was los. Durch die vielen Präsenzphasen war es schon ab und an ermüdend, zum Glück habe ich mittlerweile einen Großteil abgearbeitet. Ich bin in der Endphase. Anfang Juli gibt es die Abschlussgespräche. Das war bisher die intensivste Zeit meiner Laufbahn.“
So eine Ausbildung ist auch nicht gerade preiswert…
„Ja, sie kostet 21.000 Euro, das ist eine Stange Geld. Das habe ich selbst finanziert über Erspartes und einen günstigen Kredit.“
Und die Anreisekosten kommen noch obendrauf…
„Genau. Am Anfang bin ich immer noch mit dem Zug gefahren. Irgendwann bin ich dann mit Carsten Cullmann zusammen angereist, der ja auch aus Köln kommt. Die letzten drei Male habe ich den Firmen-BMW der Fortuna genutzt. Wir haben privat nur ein Auto zur Verfügung und wenn ich auf Lehrgang war, ist meine Frau zu ihren Eltern nach Paderborn gefahren. Niklas Müller hat mir dabei unbürokratisch geholfen.“
Gibt es neben dem ehemaligen FC-Profi Carsten Cullmann weitere bekannte Teilnehmer in deinem Lehrgang?
„Stephan Fürstner, auch ein langjähriger Zweitliga-Spieler, ist mittlerweile Sportdirektor bei Greuther Fürth geworden. Er war auch mein Zimmerkollege. Aufgrund seines neuen Jobs hat er dann im Winter die Lizenz abgebrochen. Er konnte sich die Zeit nicht mehr freischaufeln.“
Du hast dich sozusagen für den Fußballlehrer der Jugend entschieden, warum?
„Ich bin vollkommen offen in alle Richtungen, in beiden Bereichen fühle ich mich wohl. Ich wollte mich durch diese Lizenz breiter aufstellen. Ich bin jung, ich muss mich noch nicht festlegen. Ich arbeite momentan im Herrenbereich und sammele Erfahrungen in der Regionalliga. Da ich aber auch früher schon im Jugendbereich tätig war, wollte ich mir diese Tür nicht zuschlagen. Die A+-Lizenz bietet höhere Chancen im Bereich eines Nachwuchsleistungszentrums. Ich kann im Nachwuchs dann alles trainieren, ein NLZ leiten oder Verbandssportlehrer werden.“
Inwieweit kannst du das Erlernte in den Seniorenbereich adaptieren?
„Es hilft mir speziell bei der Fortuna, weil wir auch viel mit jungen Spielern arbeiten und sie weiter entwickeln wollen. Dafür bekommst du mit dieser Lizenz gewisse Tools an die Hand gegeben. Selbst einem erfahreneren Spieler kann man dadurch vielleicht neue Impulse geben, ob ich ihm deswegen noch was beibringen kann, sei mal dahingestellt. Der Fußball bleibt aber in beiden Bereichen sehr ähnlich.“
Wie sehen denn die Inhalte genau aus?
„Es gibt das Vier-Phasen-Modell des Fußballs. Beim Offensivspiel geht es speziell um Spielaufbau, Übergangsspiel, Spiel im letzten Drittel auch beim Defensivspiel gibt es dies. Es gibt aber auch eine ganzheitliche Betrachtung. Dort geht es um Themen wie Führungsvision, Spielvision, Ausbildungsvision etc. Die Aufgaben des Online-Campus kannst du nicht einfach mal so abarbeiten, sondern du musst dich schon tiefgründig damit auseinandersetzen, dadurch entwickelst du eine eigene Idee, die du aufs Papier bringen musst. Das kannst du für deine weitere Karriere benutzen. Und am Ende musst du vor den Lehrgangsleitern eine 15-minütige Abschluss-Präsentation durchführen, was hast du aus dem Lehrgang mitgenommen, wo hast du dich weiterentwickelt?“
Abschließend die Frage, wie sieht die Aufgabenverteilung beziehungsweise inhaltliche Abgrenzung zwischen Hamdi Dahmani und dir bei der Fortuna aus?
„Hamdi ist für die Gegneranalyse und -vorbereitung zuständig. Bei der Trainingsgestaltung ergänzen wir uns beide sehr gut. Da übernehmen wir beide abwechselnd beispielsweise das Aufwärmen oder eine Passübung. Im Nachgang eines Spiels erstelle ich für unsere eigene Mannschaft die Videoanalyse. Außerdem werte ich unsere Catapult-Tracker mit einer gewissen Formel aus. Wer ist wieviel gelaufen, Sprintmeter, Laufvolumen? usw. Die Ergebnisse erhalten Hamdi, Matthias und unser Physiotherapeut Albert Czerner per Mail. Des Weiteren bin ich für die individuellen Einheiten zuständig, wenn Spieler aus einer Verletzung wieder auf dem Trainingsplatz aufgebaut werden. Da stimme ich mich immer wieder mit Albert ab, um dem Spieler den Einstieg ins Mannschaftstraining so einfach wie möglich zu machen.“
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