Bis zur 88. Minute schwebte die U23 am Sonntag zwischen Himmel und Hölle. Ein Treffer fehlte nur zur Erfüllung der Mission Impossible. Schon relativ früh war an diesem sonnigen Nachmittag klar, ein Sieg gegen Bergisch Gladbach würde reichen. Alfter und Eilendorf lagen beide 0:2 hinten. Die Fortuna hatte es nun doch plötzlich beim Stand von 0:0 selber in der Hand. Als dann der eingewechselte Theodoros Tsironas den Ball aus kurzer Distanz kurz vor dem Ende zum erlösenden Tor einköpfte, gab es kein Halten mehr.
Die 300 Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz am Jean-Löring-Sportpark jubelten lautstark, schrien vor Ekstase und hüpften ausgelassen herum. Sogar die eine oder andere Träne wurde verdrückt. Manch einer erinnerte sich an den 1. Juni 2014 zurück, als die Fortuna in letzter Minute den Aufstieg in die 3. Liga vollendete. Auf kleinerer Bühne erlebten die Fans nun erneut einen Rausch der Gefühle. „Wir waren schon tot, aber nicht tot genug“, sagte dereinst Trainer Uwe Koschinat.
„Als wir im Februar das Projekt Klassenerhalt starteten war klar, dass es wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag gehen wird. Der Fußball schreibt immer wieder unglaubliche Geschichten. Diese Mannschaft hat in den letzten Wochen Fortuna Köln auf dem Platz gelebt und mit Fortuna im Bunde das Unmögliche möglich gemacht. Großer Sport und Dank an alle Protagonisten“, sagte Trainer Matthias Mink nach dem Schlusspfiff voller Stolz. Und das aus gutem Grund.
Die ganze Saison über war die Fortuna in der Mittelrheinliga zwischen Platz 14 und 17 hin und her getaumelt. Bis auf den ersten und letzten Spieltag. Nach zehn Punkten in der Hinrunde war der Abstieg eigentlich vorprogrammiert. Doch dann kam der ehemalige Fußball-Profi der Südstädter und formte ein echtes Team aus Neuzugängen, U19- und U23-Spielern. Eine Herkulesaufgabe, die aber gelöst wurde. Und wie. Fünfter wurde die Mannschaft in der Rückrunde mit 29 Punkten, 48 Tore in 17 Spielen wurden erzielt. Im Schlussspurt der Saison wurden der Tabellendritte, -vierte, und -fünfte bezwungen. Zur Winterpause betrug der Rückstand auf den VfL Alfter noch sage und schreibe 14 Punkte. Während die U23 die letzten vier Spiele gewann, holte die Mannschaft vom Bonner Stadtrand in den letzten sieben Partien nur noch einen Punkt und stieg stattdessen völlig unerwartet ab.
„Ich kann die Bedeutung dieses Klassenerhaltes für den Verein kaum in Worte fassen“, sagte ein sichtlich bewegter Präsident Hanns-Jörg Westendorf später bei den Feierlichkeiten im Vereinsheim. „Ich möchte mich vor allem bei Matthias Mink bedanken, der das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Mein Dank gilt ebenso dem Teammanager Stefan Kleefisch, der seit 13 Jahren von der Kreisliga B an mit großem Engagement bei der Sache ist. Und besonders hervorheben möchte ich auch die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der U19 und der U23, für die maßgeblich Timo Westendorf verantwortlich ist. Und zu guter Letzt ziehe ich den Hut vor dem Sportsgeist des Siegburger SV und des 1. FC Düren.“
Nachdem die vier Minuten Nachspielzeit dann endlich abgelaufen waren, gab es das ersehnte Happyend. Doch bis dahin gingen die Kölner durch ein wahres Wechselbad der Gefühle. Die Fortuna begann furios. Nach einem Zuspiel des künftigen Bergisch Gladbachers Jan Peters prüfte Gianluis Di Fine Keeper Shaukat Ali (19.). Die Gäste nahmen im Laufe der ersten Halbzeit dann aber das Zepter des Handelns in die Hand. Finn Stromberg zielte nur knapp vorbei (31.). Auf der Gegenseite verfehlte Marvin Iskra nach einem Freistoß von Kilian Hornbruch das gegnerische Tor um einen halben Meter (33.).
Richtig dramatisch wurde es im zweiten Spielabschnitt. Patrick Hill scheiterte am Torwart (46.). Leo Camara köpfte drüber (56.) und erneut Hill vergab freistehend (60.). Der eine verflixte Treffer wollte einfach nicht fallen. Und dann gab es auf der Gegenseite zwei Momente, die den Kölnern das Blut in den Adern gefrieren ließen. Nach einer Ecke klärte Kilian Hornbruch per Fußabwehr auf der Torlinie (68.). Und der Ex-Fortune Kai Burger wurde bei seinem Sololauf in letzter Sekunde von Torwart Felix Buer noch entscheidend abgedrängt (72.). Und es ging munter so weiter. Hüben wie drüben. Younes Derbali schoss per Außenrist um Haaresbreite am langen Pfosten vorbei (76.). Buer blieb Sieger gegen Stromberg (77.) Der eingewechselte Jan-Philipp Schmitz konnte Shaukat Ali auch nicht überwinden (85.). Bis Tsironas zwei Minuten vor dem Abpfiff per Kopf zur Stelle war und die erste Niederlage von Bergisch Gladbach nach 18 ungeschlagenen Spielen in Folge besiegelte.
Fortuna: Buer, Sticker (80. Tsironas), Camara, Bauens (86. Gummich), Hornbruch (80. Westerhoff), Suleiman, Di Fine, Hill, Derbali, Peters (67. Wessels), Iskra (86. Schmitz).
Tor: 1:0 Tsironas (88.).