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U17-Trainer Timo Westendorf vor dem Saisonstart: „Wir müssen ans Limit gehen, körperlich und mental“

Von Stefan Kleefisch
LZ-Leiter und U17-Coach Timo Westendorf im Interview vor dem Saisonstart gegen Leverkusen.

Die U17 der Fortuna steht vor ihrer Premieren-Saison in der B-Junioren-Bundesliga West. Am Samstag (11 Uhr) startet die Mannschaft von Trainer Timo Westendorf gegen Bayer Leverkusen auf dem Rasenplatz der BSA Bocklemünd in eine aufgrund der Corona-Pandemie verkürzte Spielzeit, die mit dem Gastspiel beim SV Lippstadt am 20. März 2021 schon ihr Ende finden wird. Vier Teams werden aus der 17er-Liga absteigen. Das wird eine Herkules-Aufgabe für die jungen Südstädter. Vor dem ersten Anstoß haben wir uns mit LZ-Leiter Timo Westendorf unterhalten.

Timo, zum Einstieg gleich eine emotionale Frage, wie fühlst Du dich, keine 48 Stunden vor der ersten Meisterschaftspartie?

„Ich bin erstmal einfach nur froh, dass es jetzt nach einer langen Vorbereitung endlich losgeht. Natürlich bist du vor dem ersten Spiel angespannt, du weißt nicht genau, wo du stehst, ob du gut gearbeitet hast. Du legst in der Vorbereitung den Grundstein, aber wie du wirklich drauf bist, siehst du erst, wenn es um Punkte geht. Dann werden die letzten Prozent an Leistung rausgekitzelt.“

Die Ergebnisse in der Vorbereitung können sich wahrlich sehen lassen. Ihr habt zehn der zwölf Testspiele gewonnen. Warst du auch mit dem spielerischen Element zufrieden?

„Wir haben nur gegen Deutz, das war eine U19-Mannschaft, und gegen Kaiserslautern verloren. Gegen Deutz haben wir gut gespielt, da fehlte uns die Cleverness beim Torabschluss. Gegen Kaiserslautern hatten wir zwei Spiele in Folge an dem Tag und zwei komplett durcheinander gewürfelte Teams. Ansonsten bin ich sehr zufrieden. Der größte Unterschied zum Seniorenbereich ist für mich, dass du jedes Jahr wieder mit einer neuen Truppe anfängst. Du hast kein Gerüst, mit dem du weiterarbeiten kannst. Deswegen ging es in den Tests vornehmlich darum, dass wir unsere Ideen auf den Platz bringen und die gewünschten Abläufe implementieren und festigen. Dies wurde im Laufe der Zeit immer besser. Am Ende des Tages kannst du dir dafür aber auch nichts kaufen, wenn es dann losgeht.“

Beim Blick auf den Spielplan fällt auf, dass ihr sieben Heim- und neun Auswärtsspiele habt. Das ist ein Nachteil. Wie kommt so etwas zustande?

„Ich bin erstmal dankbar, dass wir überhaupt Bundesliga spielen können, trotz der Unsicherheiten der letzten Monate. Die getroffene Regelung ist fair. Dass wir ein Heimspiel weniger haben, darüber bin ich natürlich nicht erfreut. Das hat einen faden Beigeschmack. Zudem müssen wir bei den vermeintlichen Konkurrenten um den Klassenerhalt auswärts antreten. Das ist ein weiterer Punkt. Aber, im Grunde will ich mich damit gar nicht beschäftigen. Am Ende dauert ein Spiel bei uns 80 Minuten, der Schiedsrichter pfeift an, beide Teams wollen gewinnen und gut spielen. Auf welchem Platz das Ganze stattfindet, ist letztlich zweitrangig. Wir wollen die 16 Spiele genießen und alles raushauen, was geht.“

Der Modus mit einer einfachen Runde, ist das Fluch oder Segen für Euch, wenn man gegen jeden Gegner nur einmal antreten kann?

„Das trifft alle gleich. Die Crunch-Time beginnt mit dem ersten Spieltag. Wir werden sicher ab und an Lehrgeld zahlen. Das gehört zur Entwicklung dazu. Ich hätte gerne gegen jeden Gegner zweimal gespielt. Das Wichtigste ist, du musst direkt da sein. Wir können es uns nicht erlauben, erst am sechsten, oder siebten Spieltag aufzuwachen.“

Die letzte Frage in punkto Rahmenbedingungen. Eure Heimspiele könnt ihr nicht zu Hause austragen. Siehst du das als ein Problem an?

„Ja, es ist sicher ein Nachteil. Die Abläufe sind anders. Du bist auf der Anlage, auf der du deine Heimspiele bestreitest, Gast. Du musst halt immer dein komplettes Material mitschleppen, du hast nicht das Gefühl heimisch zu sein. Damit möchte ich mich aber aktuell nicht auseinandersetzen. Wir wussten alle, worauf wir uns einlassen, um Bundesliga spielen zu können. Mir liegt mehr daran, dass wir am Samstag um 13 Uhr mit einem guten Gefühl nach der Partie gegen Leverkusen vom Platz gehen.“

Die Liga ist sehr bunt gemischt. Die Namen reichen von SG Unterrath über SV Lippstadt bis hin zu Dortmund oder Schalke. Auf welches Spiel freust Du dich am meisten?  

„Ich freue mich auf alle 16 Spiele. Wir können uns mit den besten Talenten aus dem Westen Deutschlands messen. Das ist allerhöchstes Niveau.“

Was kannst Du uns zum kommenden Gegner Leverkusen sagen, beziehungsweise, was willst Du uns überhaupt verraten?

„Ich weiß ungefähr, was uns erwartet. Ich kenne aus dem 2004er-Jahrgang von Bayer einige Spieler. Bayer hat eine sehr spielstarke Mannschaft, das ist eine richtige Zockertruppe. Sie lassen den Ball sehr gut laufen und positionieren sich sehr gut auf dem Feld. Sie haben ein sehr gutes Gleichgewicht aus fußballerischer Qualität und Dynamik.“

Das Abenteuer Bundesliga wartet, kannst Du für uns mal einschätzen, inwieweit das einen Spieler in seiner Entwicklung weiterbringt? Wie groß ist der Mehrwert?

„Auf dem Niveau ist das Leistungssport. Generell gilt, wenn du dich mit den Besten messen kannst, musst du immer an dein Limit gehen, körperlich und mental. Die Jungs nehmen definitiv aus jedem Spiel etwas mit. Die Liga ist dreigeteilt, du hast die Top Five mit Leverkusen, FC, Dortmund, Schalke und Mönchengladbach, dazwischen kommen Bielefeld, Düsseldorf, Paderborn, Münster, Essen und dann der Rest. Du kannst dich natürlich auch in der Mittelrheinliga mit einem guten Trainer und individueller Förderung weiterentwickeln. Allerdings ist das Spielniveau dann nicht so hoch.“

Die letzte Frage kann und will ich Dir nicht ersparen. Wie sind die Chancen auf den Klassenerhalt?

„Viel wird Vom Saisonstart abhängen. Die Frage wird sein, sind wird jedes Wochenende bereit, an unsere Grenzen zu gehen. Klassenerhalt ist was Gutes, und ist auch für den Verein schön. Für mich steht aber primär an erster Stelle die Entwicklung der Spieler, so dass sie den nächsten Schritt gehen können. Nicolas Westerhoff und Jean-Marie Nadjombe sollen keine Einzelfälle bleiben. Ich habe beide selber in der U15, U16 und U17 trainiert. Wir wollen jedes Jahr ein paar Spieler haben, die so gut ausgebildet wurden, dass sie für die erste Mannschaft interessant sind. Wenn uns das langfristig nicht gelingt, muss man sich Gedanken machen, ob leistungsorientierter Jugendfußball überhaupt Sinn macht.“   

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