70 Minuten lang war die U23 der Fortuna am Sonntag beim FC Hennef klar unterlegen. Bis zur 88. Minute führte der Favorit zurecht im Stadion im Anton Klein Sportpark mit 3:0. Am Ende verhinderte eine Fehlentscheidung des Schiedsrichterassistenten aus Sicht der Kölner ein Fußball-Märchen.
„Natürlich ist es nach Auswertung des Videos ärgerlich und auch nicht verständlich, dass der Linienrichter abseits anzeigt. Aber, die Niederlage auf diese Entscheidung zu reduzieren, das wäre nicht korrekt. Unter dem Strich geht der Sieg der Hennefer in Ordnung“, sagte Trainer Marco Zillken nach dem 2:3 seiner Elf zum Saisonstart der Mittelrheinliga.
Mit Jung Jae You, Andre Winkels, Riki Isobe und Yoschua Grazina standen bei der U23 vier Neuzugänge in der Startformation. Nach 21 Minuten verhinderte Keeper Paul Schünemann mit einer Fußabwehr gegen Celal Kanli am kurzen Pfosten den Rückstand. Sieben Minuten später war der Fortuna-Schlussmann machtlos gegen den selben Spieler. Nach einer Ecke wehrte er zunächst einen Kopfball von Pablo Schmitt ab, Kanli verwertete aber den Nachschuss zum 1:0. Fortuna war überaus harmlos in den ersten beiden Dritteln des Spiels und entwickelte gar keine Torgefahr. Folgerichtig baute Hennef den Vorsprung zur Pause aus. Eine Flanke von rechts konnte Schünemann nur noch mit einer Hand erreichen. Mohamed Dahas war im Strafraum der Schnellste am Ball und erzielte das 2:0 (42.).
„Wir sind auf dem schwer zu bespielenden Rasen nicht gut ins Spiel gekommen. In Drucksituationen haben wir zu viel mit langen Bällen agiert und unser Offensivspiel war zu umständlich. Hennef war in der ersten Hälfte griffiger und präsenter in den Zweikämpfen. Der Rückstand durch einen Standard ist ärgerlich. Der Treffer zum 2:0 vor der Halbzeit entsprach dem Spielverlauf“, sagte Zillken.
Zehn Minuten nach dem Wechsel kam durch drei neue Spieler deutlich mehr Schwung in die Aktionen der U23. Gihun Kim, Ibis Renda und Kristijan Stefanovski waren maßgeblich an der leider nicht von Erfolg gekrönten Aufholjagd beteiligt. Kurz zuvor gab es aber noch den dritten Gegentreffer: Einen Freistoß von links durch Jannik Stoffels verlängerte ein Kölner unglücklich mit dem Hinterkopf genau auf den einlaufenden Pablo Schmitt. Der letztjährige Abwehrchef der U23 köpfte locker zum 3:0 ein (54.). „Nach einer Systemumstellung waren wir in Halbzeit zwei stabiler. Genau in der Phase kriegen wir unglücklich das 0:3. Das war ein echt doofes Tor. Wir haben dann alles auf eine Karte gesetzt und alles rausgehauen. Fast wären wir mit dem 3:3 belohnt worden“, sagte Zillken.
Als schon keiner mehr dran glaubte, erwachte die U23 auch dank ihrer Joker in den letzten acht Minuten plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf. Eine Ecke von Yoschua Grazina köpfte Ibis Renda am langen Pfosten zum 3:1 ins Netz (88.). In der dritten Minute der Nachspielzeit setzte sich Gihun Kim über links durch passte den Ball an den langen Pfosten, wo Kiko Stefanovski zum 3:2 abstaubte. Bereits in der letzten Saison hatte die U23 nach einem 0:3-Rückstand mit 2:3 in Hennef verloren. Dieses Mal hätte es anders kommen können, wenn nicht sogar müssen. Einen Freistoß von links drückte Grazina in der 90+6 Minute zum Ausgleich über die Linie. Selbst die Hennefer beschwerten sich nicht. Aber der Linienrichter hob die Fahne und erstickte den unbändigen Jubel im Keim. Wie die Bilder bei Sporttotal im Anschluss bewiesen, zu Unrecht.
„Dennoch ziehe ich nach dieser Woche den Hut vor den Jungs. Wie sie das alles weg gesteckt haben, das ist schon enorm. Danke auch an die zahlreichen Fans, die die Jungs sehr gut unterstützt haben. Jetzt regenerieren wir uns, dann geht es zu Hause gegen Vichttal auf ein Neues los. Ich sage selten etwas über das Verhalten eines Trainerkollegen und Emotionen gehören sicher zu unserem Spiel dazu. Aber wie der Linienrichter von ihm permanent beeinflusst und auch teils unsere Spieler angegangen wurden, das war schon grenzwertig auch mit mehreren Stunden Abstand zum Spiel. Da bin ich von Sascha Glatzel schon sehr enttäuscht“, sagte Zillken.
Fortuna U23: Schünemann, Khvedelidze, Winkels, You, Nadjombe (55. Renda), Lingen, Kilic (55. Stefanovski), Grazina, de la Cruz (70. Siampanis), Jemili (55. Kim), Isobe. Tore: 1:0 Kanli (28.), 2:0 Dahas (42.), 3:0 Schmitt (54.), 3:1 Renda (88.), 3:2 Stefanovski (90+3).