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Torwart-Trainer Adam Kasprzik im Interview über das Team im Team des S.C. Fortuna

Von Stefan Kleefisch
Adam Kasprzik (Mitte) ist jetzt im dritten Jahr Torwarttrainer bei der Fortuna.

Mittlerweile im dritten Jahr ist Adam Kasprzik beim S.C. Fortuna als Trainer für die Torhüter des Regionalligisten zuständig. Vor zehn Jahren, mit 27, machte er sein Hobby zum Beruf und gründete seine eigene Torwart-Akademie Unhaltbar. Vor seiner Zeit in der Kölner Südstadt sammelte er unter anderem Erfahrungen als Honorar-Torwarttrainer in den U-Nationalmannschaften der Frauen beim Deutschen Fußball-Bund. Vor vier Jahren absolvierte er die UEFA-Torwarttrainer A-Lizenz. Wir haben mit Adam Kasprzik im Allgemeinen über die Besonderheiten eines Trainings für Torhüter gesprochen, und im Speziellen auch über die drei Keeper der Fortuna.

Adam, zu Beginn eine Frage, die sich viele immer wieder stellen: Wer ist verrückter? Torhüter oder Linksaußen?

„(lacht) Ich muss sagen, wenn ich zu einem in der Mannschaft einen guten Draht hatte, dann war es tatsächlich immer zum Linksaußen. Von daher unterscheiden sich beide Positionen nicht wirklich viel.“

Du hast selbst als Torwart in Bergisch Gladbach und Herkenrath in der Oberliga gespielt. Wann und wie ist der Entschluss in Dir gereift, ich konzentriere mich auf eine Karriere als Torwart-Trainer?

„Recht früh. Ich hatte mit 23 Jahren schon mal eine Pause vom Fußball eingelegt. Mit meinem damaligen Verein, dem TV Herkenrath, ging es auf einmal steil bergauf in Richtung Regionalliga. In dem Moment wusste ich, ich will den Fokus auf meine Laufbahn als Torwarttrainer legen. Denn die Trainingszeiten meiner Fußballschule überschnitten sich mit den Trainingszeiten als Torwart. Ich habe dem Beruf mit 27 den Vorrang vor dem Sport gegeben.“  

Ist eine erfolgreiche Profi-Karriere für einen Torwart-Trainer eigentlich notwendig?

„Sicher ist es hilfreich, wenn man auf einem hohen Niveau gespielt hat, du kannst deine Erfahrungen teilen. Das nützt dir aber nichts, wenn dir das entsprechende Handwerkszeug fehlt. In dem Bereich hat sich auch viel getan in den letzten Jahren. Das ist essenziell. Auch das Zwischenmenschliche darf man nicht unterschätzen. Eine Torwartgruppe arbeitet sehr eng zusammen. Ein Ex-Profi ist noch lange kein guter Trainer und umgekehrt. Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco hatten vorher auch keine große Laufbahn als Spieler.“ 

Was macht für Dich die Arbeit eines guten Torwart-Trainers aus?

„Die Empathie gegenüber den Jungs, du musst eine gute Basis finden, mit der du arbeiten kannst. Und dann sollte man mit dem Torwartteam eine Philosophie erarbeiten, die jeder Torwart tragen kann. Du musst deine eigenen Grundprinzipien mit den Torhütern in Einklang bringen. Das miteinander zu verbinden, so dass es für jeden Torhüter am Ende auch auf dem Platz passt, das ist die große Kunst.“

Ihr seid beim Training so etwas wie ein Team im Team…

„Ich sage immer, wir arbeiten im Team, als Team, aber am Ende jeder für sich. Anders als ein Cheftrainer arbeitest du halt Eins zu Eins, oder Eins zu Zwei/Drei, aber nicht Eins zu 20. Das kann er im einzelnen Fall auch gar nicht so leisten.“

Du bist mit un-haltbar.de auch als Podcaster unterwegs. Was hat dich dazu bewogen?

„Ich habe irgendwann festgestellt, dass die Qualität der Torhüter in direkter Abhängigkeit zu der Qualität der Torwarttrainer steht. Ich wollte eine Plattform schaffen, auf der sich Torwarttrainer kontinuierlich weiterbilden können. Der einfachste Einstieg war für mich das Thema Podcast. Es ist eine sehr gute Quelle, um sich Informationen anzuhören und anzueignen. Es gab dazu sehr wenig in dem Bereich.“ 

Du hast in dem Podcast sehr interessante, unterschiedliche Gesprächspartner…

„Ich habe eine eigene Torwarttrainer-Ausbildung gegründet, die Keepercation. Da begleite ich Torwarttrainer in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten in allen wichtigen Bereichen. Daher habe ich Interview-Gäste aus dem ganzen DACH-Raum plus Luxemburg. Zusätzlich habe ich mir in meiner Zeit beim DFB ein Netzwerk aufgebaut.“

Wie organisierst Du das alles neben dem Training bei Fortuna?

„(lacht) Ich habe definitiv keine 40-Stunden-Woche. Die Keepercation ist eine rein online durchgeführte Ausbildung, die über Zoom und eine Online-Akademie läuft. Da habe ich mein ganzes Wissen in zig Stunden Videomaterial reingepackt. Auch über WhatsApp gibt es Support zu den gestellten Aufgaben.“

Abschließend charakterisiere bitte mal für uns die drei Torhüter der Fortuna…

„Lennart ist der junge, etwas wilde Keeper, der sehr ehrgeizig ist. In der Zielverteidigung, bei allem, was auf der Linie passiert, hat er seine Stärken. Felix kommt über seine Athletik und seine fußballerischen Qualitäten, die in der Liga etwas Besonderes sind. Andre ist sportlich und menschlich nicht nur für das Torwartteam eine wichtige Person. Er legt ein sehr sachliches Spiel an den Tag und gibt seine Erfahrung gerne an die anderen beiden weiter. Trotz seines gestandenen Alters ist er immer noch bereit, dazuzulernen.“

Die Torhüter über Adam Kasprzik: 

Andre Weis: „Adam ist ein sehr loyaler Mensch, der sich absolut für seine Torhüter einsetzt und stark macht. Außerdem hat er mich trotz meines Alters nochmal nach vorne gebracht, was für seine Qualitäten als Torwarttrainer spricht. Ich bin sehr dankbar, mit ihm arbeiten zu dürfen.“

Felix Buer: „Adam ist ein sehr professionell arbeitender Torwart-Trainer, der immer versucht, auf die Torhüter einzugehen. Außerdem weiß er gut, wie er auf verschiedene Torhüter (wie wir es ja sind) eingehen muss, um das Maximale aus allen rauszuholen. Aber auch neben dem Training auf dem Platz versucht er stets neue Impulse zu setzen, sei es in der Videoanalyse oder in der Trainingsvorbereitung.“

Lennart Winkler: „Man sieht Adam an, dass ihm das Training mit den Torhütern großen Spaß macht. Er hat immer ein Grinsen auf dem Gesicht. Dennoch nimmt er seine Arbeit sehr ernst. Er ist sehr kreativ und stellt uns immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen.“

 

 

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