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Auf Fortuna wartet in Uerdingen ein Gegner mit „Wagenburg-Mentalität“

Von Stefan Kleefisch
Robin Afamefuna schirmt hier den Ball vor seinem Gegenspieler aus Düsseldorf ab.

Es ist ein Duell zweier Traditionsvereine: Am Samstag (14 Uhr) tritt die Fortuna beim KFC Uerdingen in der Grotenburg an. Der ehemalige Erstligist blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück und auch in der Gegenwart sorgen die Krefelder insbesondere abseits des Platzes für Gesprächsstoff.

Wenn man den unzähligen Medienberichten Glauben schenken kann, herrscht beim KFC Uerdingen abseits des Platzes das blanke Chaos: Offene Rechnungen, Rücktritte, Antrag auf Fremdinsolvenz, blanke Trikotbrust, drohende Zahlungsunfähigkeit, ständige Umbesetzungen in der Vorstandsetage, Spielerstreik, möglicher Wechselfehler, es gibt zahlreiche Negativschlagzeilen. Kurios war auch die Verpflichtung von Michel Dinzey. Der Ex-Profi kam als Trainer im Sommer, wechselte dann auf den Posten des Sportchefs, und kurze Zeit später war er schon wieder Vergangenheit.

Trotz der nicht enden wollenden Nebengeräusche: Auf dem Rasen liefert der KFC ab. Angeführt vom hemdsärmeligen Rene Lewejohann. Der 40-Jährige hat den neuformierten Aufsteiger sportlich in die Spur gebracht. Er hat einen verschworenen Haufen zusammengestellt. Nach der Rückkehr in die Regionalliga West mussten 151 Spieler in vier Wochen gesichtet werden. Und die sportliche Entwicklung ging schnell vonstatten. Es ist augenscheinlich, die Mannschaft hat Mentalität. Platz acht nach 14 Spieltagen mit einer ausgeglichenen Bilanz hatte den Krefeldern kaum einer zugetraut. Und auch die Fans sind treu: Im Schnitt kommen 2.637 ins Grotenburg-Stadion. 

„Sie haben eine positive Heimbilanz. Als Aufsteiger haben sie im Mittelfeld der Tabelle eine Position eingenommen, die man als solide, seriös bezeichnen kann. Sie arbeiten als Mannschaft gut zusammen und lassen sich von den Nebengeräuschen nicht aus dem Rhythmus bringen. Die Uerdinger haben für sich eine Wagenburg-Mentalität entwickelt. Sie haben zuletzt eindrucksvoll in Wuppertal gewonnen. Deswegen sind wir gewarnt. Wir fahren dennoch in die Grotenburg in ein schönes Stadion, in ein gutes Fußball-Umfeld, um dort mit Leistung zu überzeugen und das Spiel zu gewinnen“, sagt Trainer Matthias Mink.

Nach zwei Niederlagen zu Beginn folgten drei Siege und wieder drei Niederlagen. In den letzten sechs Begegnungen kam Konstanz in die Resultate (3/2/1). Lediglich in Mönchengladbach gab es ein 0:1. Dabei konnte sich der Deutsche Pokalsieger von 1984/85 in der Offensive vor allem auf drei Neuzugänge verlassen. Jeff-Denis Fehr, kam aus Rödinghausen, traf bereits vier Mal. Drei Tore und drei Assist steuerte bisher Nazzareno Ciccarelli (RW Ahlen) bei. Der als hängende Spitze agierende 28-Jährige wird gegen Fortuna allerdings aufgrund der fünften gelben Karte fehlen. Und zu guter Letzt eine bemerkenswerte Nachverpflichtung mit Angreifer Hamadi Al Ghaddioui. Der 34-jährige spielte 2019 bis 2022 für den VfB Stuttgart. Insgesamt absolvierte der Stürmer 76 Zweitligaspiele (19 Tore) und stand 16-mal in der Bundesliga auf dem Spielfeld (zwei Tore). Für den KFC erzielte er bislang in sieben Einsätzen zwei Tore. Gute Bekannte in der Kölner Südstadt sind zudem Tim Brdaric und Angelo Langer, die im Sommer an die Grotenburg wechselten. 

Die Fortuna eroberte unterdessen nach dem 1:0-Erfolg durch einen Treffer von Arnold Budimbu bei Fortuna Düsseldorf U23 den zweiten Tabellenplatz in der Regionalliga West zurück. Matthias Mink war mit dem Auftritt seiner Elf im Paul-Janes-Stadion mehr als zufrieden: „„Wir haben gut verteidigt, wenig zugelassen und gleichzeitig den Gegner immer wieder vor Aufgaben gestellt. Letztlich war die eine Balleroberung in der zweiten Hälfte ausschlaggebend für das Tor von Budi. Summa summarum haben wir uns nicht so viele Möglichkeiten erspielt, aber wir haben halt die eine entscheidende genutzt. Ein 1:0 reicht.“ 

Personell eröffnen sich für den Coach in Krefeld neue Möglichkeiten. Adrian Stanilewicz ist nach der Gelb-Roten Karte gegen Paderborn II wieder mehr als eine Option. Stürmer Danny Breitfelder gab beim Namensvetter am vergangenen Samstag nach langer Pause sein Comeback und mit Hendrik Mittelstädt hat ein weiterer Stürmer seine Verletzung mittlerweile auskuriert: „„Adi wird am Wochenende wieder ein Faktor sein. Klar freut es uns auch für Danny, dass er in Düsseldorf Einsatzzeit bekommen hat, und in den paar Minuten, in denen er gespielt hat, hat er das mit einer hohen Aktivität sehr gut gemacht. Hendrik ist am Donnerstag wieder mit ins Training eingestiegen, er steht auch zur Verfügung“, sagt Mink. 

Eine Premiere feiert Julius Biada in der Grotenburg. In seiner langen Karriere mit 81 Zweitliga-Spielen, 113 Drittliga-Partien und 67 Begegnungen in der Regionalliga spielte der 32-Jährige noch nie in Krefeld. „Tatsächlich kenne ich das Stadion noch nicht. Es ist schön, auch mal was Neues zu sehen. Letztlich ist der Spielort aber nicht entscheidend. Durch den Sieg in Düsseldorf sind wir wieder in einer guten Ausgangsposition. Ich erwarte ein typisches Regionalliga-Spiel, es wird umkämpft sein, wir sind aber auf alles vorbereitet. Im besten Fall haben wir das bessere Ende für uns. Wenn ich das erste Mal drei Punkte in der Grotenburg holen würde, wäre das auch nicht verkehrt“, sagt Julius Biada, der bei der Fortuna in dieser Saison in acht Meisterschaftsspielen sieben Mal als Joker eingesetzt wurde. „Ich habe von Anfang an signalisiert, dass ich herkomme, um mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Wenn es am Spieltag dann nur für 30 Minuten reicht, bin ich mit meiner Vita mir nicht zu schade, die mit vollem Einsatz anzugehen. Ich bekomme hier eine hohe Wertschätzung, auch wenn ich von der Bank komme. Dennoch möchte ich von Anfang spielen, ich will der Mannschaft zeigen, was für Qualitäten in mir schlummern. Ich stelle den Verein und die Ziele der Mannschaft jedoch immer über den Rest.“

 

 

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