S.C. Fortuna Köln e.V.

Spieler der U23 im Porträt: Sebastian Ramspott, der polyglotte „Strassenkicker“

Von Stefan Kleefisch
Sebastian Ramspott, Neuzugang aus Siegburg, ist mit 28 Jahren der älteste Spieler im Kader der U23.

Der Ball ruht im Amateursport wegen der Corona-Pandemie seit Monaten. Nach einer abgebrochenen Saison 2019/20 mit nur 15 Partien konnte die U23 der Fortuna auch in dieser Spielzeit erst vier Meisterschaftsspiele in der Mittelrheinliga absolvieren. Spielern und Offiziellen fehlt der Kontakt untereinander und der Wettstreit auf dem Platz mit den gegnerischen Teams enorm. Zur Überbrückung, bis es hoffentlich endlich wieder los geht mit Training und Spielbetrieb, wollen wir Euch in loser Reihenfolge einmal die Spieler der U23 vorstellen. Vor allem wollen wir Euch den Menschen unter dem Trikot ein wenig näher bringen. In Teil drei der Serie geht es um Sebastian Ramspott. Der Neuzugang aus Siegburg hat seine Verletzung bald überwunden und wird dann ins Geschehen eingreifen können.

Mit 28 Lenzen ist man eigentlich in den besten Jahren für einen Fußballer und gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Bei der U23 der Fortuna ist Sebastian Ramspott dennoch der Älteste. Als Führungsspieler vom Siegburger SV verpflichtet, warf den 1,89 Meter großen Abwehrspieler eine Fußverletzung im Rahmen der Vorbereitung auf die Saison in der Mittelrheinliga zunächst zurück. In der Meisterschaft stand „Basti“ noch keine einzige Minute für die Kölner Südstädter auf dem Platz.

„Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte ich einen Eingriff am Fuß, der ist super verlaufen. Ich hatte es vorher mit einer konservativen Behandlung versucht, aber das hat leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Neben der Reha in der Physiopraxis arbeite ich eigenständig täglich an meinem Comeback. Ich bin sehr guter Dinge und denke, dass ich allerspätestens in sechs bis acht Wochen wieder auf dem Platz stehen werde“, gibt Ramspott ein Update über den Genesungsverlauf.

Dass er nun als „Oldie“ der Truppe eine gewisse Vorbildfunktion hat, gefällt ihm durchaus. Für Ramspott ist das eine reizvolle Aufgabe: „Für mich ist es zwar etwas ganz Neues, der Älteste zu sein, dennoch habe ich in meinen bisherigen fußballerischen Stationen meist Verantwortung übernommen. Die Rolle nehme ich also sehr gerne an – auch wenn ich aufgrund der Verletzung bisher leider noch nicht oft dabei sein konnte. Ich freue mich darauf, die Jungs ein bisschen führen zu können. Ich denke, ich kann den einen oder anderen Tipp geben.“

Nach Gastspielen in Nümbrecht, bei Frechen 20 und die letzten beiden Jahre beim Ligakonkurrenten Siegburger SV (33 Spiele/fünf Tore) ist der Defensiv-Allrounder bei der Fortuna gelandet. Und das kam so: „Klar hatte ich vor meinem Wechsel Kontakt zu meinem ehemaligen Mitspieler Daniel Lingen. Jedoch hatte ich auch selber schon den Gedanken, den Kontakt zur Fortuna aufzunehmen. Meine Entscheidungen treffe ich letztlich selbst. Die Fortuna habe ich schon immer als einen sehr guten Verein im Kölner Stadtgebiet wahrgenommen. Ich hatte sehr gute Gespräche mit Trainer Marco Zillken. Danach war ich überzeugt davon, dass ich den Schritt gehen möchte.“

Schritte in verschiedene Richtungen hat Ramspott in seinem bisherigen Leben schon erstaunlich viele gemacht. Aufgewachsen ist er im Hochsauerlandkreis. Beim SV 1920 Brilon verbrachte er unter Georg „Schorsch“ Niglis seine ersten Seniorenjahre - und gleich auch ganz erfolgreich. Das Studium führte ihn nach Köln. Dank der Unterstützung von Torsten Reisewitz (damals Trainer bei SC Borussia Lindenthal-Hohenlind, heute SSV Homburg-Nümbrecht) fasste er in der Domstadt Fuß. Nunmehr seit acht Jahren ist er ein Imi. „Den beiden Ex-Coaches habe ich viel zu verdanken. Torsten Reisewitz hat mich beim Einstieg in Fußball-Köln sehr stark unterstützt! Ohne Schorsch wären wir als Team und ich persönlich nicht so erfolgreich gewesen – und das geht über das fußballerische weit hinaus.“

Begeistern kann der polyglotte Fußballer sich für Reisen und Sprachen. Neben Englisch spricht er auch fließend Spanisch und Portugiesisch: „Ich habe jeweils ein Jahr in Costa Rica und Brasilien für die Arbeit und die Uni verbracht und auch dort erfolgreich Fußball gespielt. In Costa Rica hab ich mal eine Zeitlang bei einem Erstligisten mittrainiert und hatte die Aussicht auf einen Vertrag. In Brasilien hab ich ein paar Törchen gemacht und uns im Finale zum Titel geschossen.“

Seine erstaunliche Torgefahr als etatmäßiger Tore-Verhinderer ist eines der Attribute, das einem sofort auffällt, wenn man sich intensiver mit seiner fußballerischen Vita beschäftigt. Zumindest in einem Testspiel traf er auch für die Fortuna schon einmal mit dem Kopf. In der vorigen Saison spielte er auffällig stark gegen die U23 auf der rechten Abwehrseite. Seinen angestammten Platz sieht er aber woanders. „Rechtsverteidiger kann ich auch problemlos spielen. Meine Lieblingsposition ist aufgrund meiner Zweikampfstärke und Schnelligkeit aber in der Innenverteidigung oder die Rolle des Sechsers. Ich baue das Spiel gerne von hinten auf, beziehungsweise, ich ziehe die Karre gerne im letzten Moment aus dem Dreck, wenn wir in einen Konter laufen. Offensiv habe ich schon ein paar Mal eingenetzt. In Siegburg habe ich, als wir im Tabellenkeller standen, auch mal Stürmer gespielt.“

Beruflich hat Ramspott seit rund einem Jahr mit einem kölschen Fußball-Idol zu tun. Denn er ist als Projektmanager für die Soccer- und Eventhalle „Strassenkicker Base“ in der Schanzenstraße in Mülheim von Lukas Podolski tätig. „Ich war dort beim Aufbau des Projekts beteiligt und bin jetzt für den Betrieb mitverantwortlich. Sobald es wieder erlaubt ist, sollte auf jeden Fall mal jeder vorbeikommen und dort eine Runde kicken“, sagt er lächelnd. Zuvor hatte er während seines Studiums an der Sporthochschule angefangen beim 1. FC Köln zu arbeiten. Dort machte er am Geißbockheim seine ersten Schritte ins Berufsleben, als er für die sozialen Projekte des „Effzeh“ verantwortlich zeichnete.

Auch Trainer Marco Zillken hofft inständig, dass er seinen verlängerten Arm bald fit und in Aktion auf dem Kunstrasenplatz des Jean-Löring-Sportparks erleben darf. Schließlich gab es bis zu seiner Zusage die eine oder andere Hürde zu überwinden: „Mit Basti habe ich sehr viele und lange Telefonate geführt. Es war die kurioseste Zusage eines Spielers in meiner Trainer-Laufbahn. Das finale Gespräch fand morgens früh um 6.30 Uhr in einer Kölner Bäckerei in Mülheim statt. Ich wollte an diesem Morgen mit meiner Partnerin in Urlaub fahren. Die Abreise hat sich durch Basti dann verzögert. Ich wollte ihn haben und bin extra für ihn im Urlaub früh raus. Ich glaube, darüber reden Basti und ich noch in 30 Jahren. Vom Typ her ist er absolut entspannt und dennoch ein Führungsspieler, kein Lautsprecher sondern eher ruhig und inhaltsreich. Er tut der Truppe gut. Mit seiner Verletzung hat er jetzt ein Kapitel geschlossen und es geht wieder nach vorne.“

 

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