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Vor dem ersten Heimspiel - Ausblick mit Geschäftsführer Michael W. Schwetje Teil 2

Fotograf: Martin Scherag Fotografie

Am Freitag steht das erste Heimspiel der Fortuna auf dem Spielplan. Zuvor blickt Michael W. Schwetje, Geschäftsführer der Fortuna Köln Spiel­betriebs­gesell­schaft mbH auf die kommende Saison. Im zweiten Teil blickt er auf die wirtschaftliche Entwicklung und wie es mit der Fortuna mittelfristig weitergehen soll.

Können Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Fortuna in der letzten Saison skizzieren?

Wir sind der schwarzen Null näher gekommen, haben sie aber noch nicht erreicht. Wahrscheinlich werden wir es auch diese Saison noch nicht ganz schaffen, den Break-Even zu erreichen. Für eine abschließende Einschätzung ist es aber noch zu früh. Man muss aber auch klar sagen: Wenn wir bei den Einnahmen mit dem durchschnittlichen Drittligisten auf Augenhöhe sein wollen, liegt noch eine gute Strecke vor uns. Eine große Problematik ist sowohl bei den Zuschauer- als auch den Sponsoreneinnahmen die Infrastruktur des Stadions. Trotz der neuen VIP-Bereiche haben wir aktuell nicht die Einnahmepotentiale anderer Drittligisten. Wir können den Gap sicherlich noch weiter schließen, letzten Endes werden wir aber immer limitiert bleiben. Auf der anderen Seite sind wir aber im Vergleich zu anderen Vereinen bei den Ausgaben im Verwaltungsbereich und anderen Kostenpositionen viel schlanker aufgestellt. Daher glaube ich, dass es bei positiver Umsatzentwicklung und weiterhin schlanker Kostenstruktur möglich ist, in den nächsten zwei bis drei Jahren einen Personaletat für die Mannschaft zu haben, der dem eines durchschnittlichen Drittligisten entspricht.

Gibt es kurzfristige Möglichkeiten sich zu verbessern oder läuft alles auf eine neue Tribüne im Südstadion hinaus?

Wir sind im Bandenbereich noch nicht ausvermarktet und man kann auch im VIP-Bereich noch zusätzliche Kapazitäten schaffen. Irgendwann werden aber Limits erreicht sein und trotzdem werden wir auf der Einnahmenseite noch nicht wirklich wettbewerbsfähig sein. Um einen wirklich großen Schritt machen zu können, brauchen wir eine neue Haupttribüne. Dies würde uns ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten bieten. Wir könnten die Anzahl an Business-Seats erhöhen und auch höhere Preise wären in einem solchen Szenario zu rechtfertigen. Nur wenn uns das gelingt, können wir bei den Sponsoreneinnahmen mit den Topclubs der 3. Liga konkurrieren. Dazu würden sicherlich auch steigende Zuschauererlöse kommen, wobei wir hier wohl auch perspektivisch lediglich im unteren Mittelfeld der Liga platziert sein werden.

Das klingt nach einer vielversprechenden Vision.

Das ist natürlich sehr weit in die Zukunft gedacht. Ich bin aber der festen Überzeugung: Nur wenn wir eine neue Haupttribüne haben, kann die Fortuna ihr Budget so erhöhen, dass wir auf Sicht auch realistisch weiter oben mitspielen können. Im Sport ist zwar immer alles möglich, aber wenn man nicht Träumereien unterliegen möchte, kann ein Aufstieg in die 2. Liga nur in einem solchen Szenario überhaupt angedacht werden. Deswegen ist es mir in dieser Saison auch so wichtig, die Infrastruktur zumindest konzeptionell weiter voran zu bringen.

Über welchen Zeitraum sprechen wir bei der Tribüne?

Das ist aktuell schwer zu sagen. Wir möchten in dieser Saison in Zusammenarbeit mit der KSS zumindest eine Machbarkeitsstudie durchführen, um zu bewerten über welche Investitionssumme wir überhaupt reden und, ob die dann deutlich erhöhten Mietkosten für das Stadion auch refinanzierbar sind. So lange hier nicht belastbare Zahlen auf dem Tisch liegen und dann auch ein Signal aus der Politik kommt, inwiefern ein solches Vorhaben unterstützt wird, ist alles weitere nur Spekulation. Dieses Thema hat neben dem Klassenerhalt für mich eine überragende Bedeutung, weil es für die mittelfristige wirtschaftliche und damit auch sportliche Perspektive der Fortuna essentiell ist.    

Es wird im Business-Bereich viel geboten bei der Fortuna und es ist auch einer der Hauptgründe, einen Tribünenbau voranzutreiben: Können Sie den einfachen Fortuna-Fan verstehen, wenn er sagt, er kommt zu kurz?

Emotional kann ich das nachvollziehen, wir können aber nicht alle Baustellen gleichzeitig bearbeiten. Wir haben analysiert, dass für uns in der Weiterentwicklung der Sponsoringumsätze aktuell der deutlich größere Hebel liegt und dies wird sich zunächst auch nicht ändern. Mit den uns zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen ist es schwierig, das Thema Zuschauergewinnung sinnvoll voranzutreiben. Einzelmaßnahmen, die aber dennoch Zeit und Geld kosten, verpuffen und bringen uns nicht weiter. Und einen großen Aufschlag schaffen wir derzeit nicht. Er würde sich unter den aktuellen infrastrukturellen Gegebenheiten leider auch nicht rechnen, da die dadurch erzielbaren zusätzlichen Ticketerlöse auch dauerhaft unter den erforderlichen Marketingausgaben/Personalkosten liegen würden. Verstehen kann ich die Fortuna-Fans dennoch sehr gut.

Nach Highlights wie gegen den 1. FC Köln vor knapp 6.000 Zuschauern oder dem Sieg in Magdeburg vor knapp 18.000 Zuschauern: Frustriert dann nicht manchmal die geringere Zuschauerzahl im Südstadion?

Natürlich würde ich es mir auch anders wünschen. Es frustriert mich allerdings nicht, da ich die Rahmenbedingungen kenne. Es gibt einen Unterschied zwischen Magdeburg mit nur einem großen Fußballverein und Köln, wo der 1. FC Köln im Mittelpunkt des Interesses steht. Wir haben trotzdem im Vergleich zur Regionalliga einen sehr ordentlichen Sprung gemacht und sehr viel mehr ist beim aktuellen Stadion auch nicht drin. Man muss das akzeptieren und sehen, dass man kurzfristig aus den Dingen, die man hat, das Beste macht und gleichzeitig an der Verbesserung der Perspektive arbeiten.

Am Freitag steht das erste Heimspiel an. Was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir sportlich natürlich drei Punkte. Man muss aber aufpassen, nicht zu sagen „jetzt haben wir in Magdeburg gewonnen, da wird Bremen ganz einfach.“ Es wird alles andere als einfach. Es wird ein komplett anderes Spiel werden. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn wir bei der Zuschauerzahl 2.000 plus X hätten, anstatt 2.000 minus X.  

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