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Spieler der U23 im Porträt: Andre Winkels, ein „Kleiderschrank“ in der Abwehr mit feinem Sinn für Humor

Von Stefan Kleefisch
Andre Winkels, Abwehrspieler der U23, ist nach zwei Jahren wieder zurück in der Kölner Südstadt.

Der Ball ruht im Amateursport wegen der Corona-Pandemie seit Monaten. Nach einer abgebrochenen Saison 2019/20 mit nur 15 Partien konnte die U23 der Fortuna auch in dieser Spielzeit erst vier Meisterschaftsspiele in der Mittelrheinliga absolvieren. Spielern und Offiziellen fehlt der Kontakt untereinander und der Wettstreit auf dem Platz mit den gegnerischen Teams enorm. Zur Überbrückung, bis es hoffentlich endlich wieder los geht mit Training und Spielbetrieb, wollen wir Euch in loser Reihenfolge einmal die Spieler der U23 vorstellen. Vor allem wollen wir Euch den Menschen unter dem Trikot ein wenig näher bringen. In Teil zwei der Serie geht es um einen Rückkehrer. Andre Winkels ist nach Stationen in Monheim und Arnoldsweiler zurück in der Kölner Südstadt.

Das wohl bisher wichtigste Tor seiner fußballerischen Laufbahn erzielte Andre Winkels ausgerechnet gegen die Fortuna. Es geschah am 23. Oktober 2019. Die U23 führte als Aufsteiger in die Mittelrheinliga gegen Viktoria Arnoldsweiler bis zur 85. Minute souverän mit 3:1. Dann fiel der Anschlusstreffer, eine Minute später schon der Ausgleich. Und in der dritten Minute der Nachspielzeit war der mittlerweile 21-Jährige zur Stelle und schoss die Elf von Trainer Marco Zillken ins Tal der Tränen mit seinem Treffer zum 3:4. Diese niederschmetternde Niederlage bereitete den Verantwortlichen einige schlaflose Nächte.

„Natürlich erinnere ich mich an dieses Spiel. Ich habe in dem Moment zwar nicht gejubelt, aber ich war sehr happy über den Treffer. Für mich war es eine kleine Revanche. Das kann man sicher auch nachvollziehen“, sagt der 1,91 Meter große Abwehrspieler heute. Um seine Aussage gänzlich zu verstehen, müssen wir ein wenig die Zeit zurück spulen.

Zunächst bremste ihn in der Saison 2017/18 im Laufe der Vorbereitung auf die Saison in der A-Jugend-Bundesliga mit der Fortuna ein Bänderriss und ein gebrochener Knöchel. Doch ab Spieltag drei war er fester Bestandteil der Stammelf des Aufsteigers. „Ich bin noch auf 20 Spiele gekommen unter dem damaligen Trainer Peter Walocha, mit dem ich heute noch einen sehr guten Kontakt habe. In der Rückrunde habe ich oft im Drittliga-Kader mittrainiert zusammen mit Alem Koljic, Nico Ochojski und Niklas Koppitz. Leider hat sich Uwe Koschinat dann entschieden, mir keinen Vertrag zu geben, obwohl er zwischenzeitlich etwas anderes signalisiert hatte. Da die Wechselfrist so gut wie abgelaufen war, bin ich dann zunächst in den Landesliga-Kader der U23 aufgerückt. Dort habe ich auch ein paar Testspiele absolviert“, erzählt Winkels, der aber damals unzufrieden mit der Gesamtsituation war.

„Man sollte grundsätzlich immer einen Plan B in der Tasche haben, für den Fall, dass es mit dem Fußball nicht wie gewünscht klappt. Ich hatte mehrere Angebote aus der Mittelrheinliga. Der FC Monheim hat mir eine gute Perspektive aufgezeigt. Ich konnte dort eine Ausbildung als Industriekaufmann bei der DB Netz AG beginnen“, so Winkels, der sich somit von heute auf morgen aus der Südstadt verabschiedete.

Zunächst war es für ihn der Schritt in die richtige Richtung bei dem Niederrheinligisten. „Ich habe am Anfang der Saison auch gespielt, aber im Rahmen meiner Ausbildung hatte ich jeweils zweiwöchige Seminare in Erfurt und Berlin. In der Zeit habe ich nicht trainiert. Letztlich war der zeitliche Aufwand einfach zu groß. Ich bin immer von Kerpen nach Monheim über die Leverkusener Brücke zum Training gefahren. Ich habe eineinhalb Stunden gebraucht. Das war völlig verrückt.“

Und so brach Winkels nach nur einem halben Jahr dort seine Zelte wieder ab. „Monheim wollte mich zwar nicht gehen lassen, aber wir haben dann im Einvernehmen den Vertrag aufgelöst. Ich bekam einen Anruf von Stefan Puczynski, der mich zurück holen wollte, ich habe mich aber für Viktoria Arnoldsweiler entschieden. Das war zehn Minuten von meiner Haustür weg. Ich habe dort zunächst als Innenverteidiger gespielt, später als Stürmer. In den eineinhalb Jahren hatte ich leider zeitweise Probleme mit der Patellasehne“, sagt Winkels, der dennoch 20 Spiele in der Oberliga bestritt.

Dass man manchmal zu seinem Glück ein wenig gezwungen werden muss, stellte Winkels dann im Sommer des vergangenen Jahres fest. „Gianni Pavone hat mich angerufen und mich erneut gefragt, ob ich zur Fortuna zurück kommen möchte. Wenn ich ehrlich bin, war das eigentlich keine Option für mich. Ich habe es aber dennoch gemacht. Menschlich und charakterlich hat es plötzlich wieder gut gepasst. Ich kenne Stefan Kleefisch, den Teammanager der U23, schon ein paar Jahre. Mit Goga Khvedelidze, Emirhan Özen und Rami Jemili habe ich in der Jugend zusammen gespielt. Peter Walocha hat mir auch zugesprochen und gesagt, Trainer Marco Zillken ist ein richtig sympathischer Typ. Ich hatte letztlich das Gefühl, da wird mir Vertrauen geschenkt und jetzt bin ich echt froh, dass ich wieder da bin“, sagt Winkels mit dem Brustton der Überzeugung. Nach nur wenigen Trainingseinheiten bei der U23 konnte er auch im Regionalliga-Team der Fortuna bei den Tests gegen die SpVg. Porz und Frechen 20 Einsätze verzeichnen.

Mittlerweile hat Winkels seine Ausbildung abgeschlossen. Er arbeitet nun bei der DB Netz AG als Kaufmann im Projektmanagement und studiert berufsbegleitend. Wer ihn auf dem Platz in Aktion erlebt, dem fällt sofort seine breite Schulterpartie auf. Winkels ist kein Spieler, mit dem man unbedingt in den Zweikampf gehen möchte. „Fitness und Krafttraining mache ich unglaublich gerne. Damit habe ich schon mit zwölf Jahren begonnen. Ich spiele körperbetont Fußball, ich bin aber auch schnell und ich denke, ich kann der Mannschaft einen gewissen Rückhalt geben. Ich habe sicher Luft nach oben, aber wenn wir keine Fehler machen würden, würden wir alle in der Champions League spielen“, sagt er über sich als Fußballer.

Abseits des grünen Rasens kann man mit ihm Pferde stehlen. Er hat einen feinen Sinn für Humor. Er ist wahrlich nicht auf den Kopf gefallen. „Ich bin ein offener, ehrgeiziger Mensch, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich das auch erreichen. Ja, ich denke, ich habe einen sehr trockenen Humor, das muss aber auch mit dem Gegenüber passen, mit dem Teammanager der U23 flachse ich zum Beispiel ständig rum. Ich mache grundsätzlich jeden Blödsinn mit.“

Auch Marco Zillken kennt die Vorzüge und die guten Charaktereigenschaften seines Schützlings. Der „Kleiderschrank“ stand in der Fortuna-Abwehr bei allen vier absolvierten Meisterschaftsspielen in dieser Saison über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. „Die Verpflichtung von André war die schnellste in meiner Trainerkarriere. Ich weiß das noch, als wäre es gestern gewesen. Es war ein sommerlicher Tag im letzten Frühjahr. Gianni Pavone, mein Co-Trainer, rief mich an und meinte: Lass uns den Andre holen, das ist ein Typ. Dann gab es drei Telefonate innerhalb einer Stunde und Andre hat zugesagt. Das Beispiel untermauert, dass Andre nicht um den heißen Brei herum redet. Andre haut sich für das Team echt rein und schont sich nicht. Mit seinem Humor sorgt er innerhalb der Truppe für ein gutes Klima. Als Gegenspieler hätte ich keine Freude an ihm. Andre tut weh! Andre war auch einer der ersten Spieler, die Alex Ende eingesetzt hat“, sagt der Trainer der U23.  

 

 

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