Die fünfte Jahreszeit nähert sich ihrem Höhepunkt. Am Rosenmontag ist ganz Köln auf den Straßen und feiert Karneval. Für die Fortuna soll die Party allerdings schon am Sonntag beginnen, wenn Holstein Kiel die weite Reise ins Südstadion antritt. Die Störche suchen nach einem personellen Umbruch zwar ihre Konstanz aus der letzten Saison. Trotzdem dürfte es speziell in der Offensive einen umkämpften Schlagabtausch mit der Fortuna geben.
Holstein Kiel ist vielleicht die Negativüberraschung der Saison: Nach einer eindrucksvollen letzten Spielzeit und dem knappen Scheitern in der Relegation zählten die Störche bei den meisten im Vorfeld der Saison zu den Aufstiegsfavoriten. Mit Lewerenz, Czichos, Schnellhardt, Sane, Salem, Schmidt und Weidlich machte der Kader zudem in der Breite noch mal einen Sprung. Trotzdem setzte im hohen Norden der Tiefflug ein. Zwar lautete das offizielle Saisonziel einstelliger Tabellenplatz, das mit drei Punkten Differenz auch nicht außer Reichweite liegt. Das Kieler Umfeld dürfte sich aber insgeheim mehr erhofft haben. Im Schnitt kommen in dieser Spielzeit knapp 1.000 Zuschauer weniger ins Holstein-Stadion, als in der letzten Saison.
Die Elf von Trainer Karsten Neitzel spielt bislang eine abwechslungsreiche Runde: Mehr als zwei Siege in Folge konnte Kiel noch nicht einfahren. Von Ende September bis Anfang Dezember war man sogar fünf Spiele nacheinander sieglos. Den Störchen fehlt bislang die Konstanz, um sich in obere Tabellenregionen vorzuarbeiten. Daran scheint sich auch nach der Winterpause nichts geändert zu haben. Trotz eines dominanten Auftritts unterlag man etwas überraschend bei der U23 von Werder Bremen mit 1:2, nur um eine Woche später den Chemnitzer FC nach Rückstand mit 5:2 vom Platz zu fegen.
Sommertransfer schlagen ein - Achse verändert
Mann des Spiels auf Seiten der Kieler war dabei Steven Lewerenz. Der Sommerneuzugang von den Würzburger Kickers netzte drei Mal teils spektakulär ein und ist als bester Torschütze eine Säule bei den Störchen: 16 Schüsse gab der Rechtsfuß bislang auf das gegnerische Gehäuse ab, neunmal zappelte der Ball im Netz. Insgesamt machte Kiel im Sommer seine Hausaufgaben: Rafael Czichos hat sich vom gefährlichsten Linksverteidiger der Liga zum torgefährlichsten Innenverteidiger entwickelt: Sechsmal traf der Linksfuß bereits, der von hinten immer wieder das Angriffsspiel voran treibt. Schnellhardt wurde vom Bankdrücker in Duisburg zur Stammkraft in Kiel. Trotzdem hat sich die Mannschaft von Holstein verändert und das nicht nur durch den Abgang von Ex-Kapitän Rafael Kazior.
Dabei wird Stammtorwart Kenneth Kronholm als Rückhalt schmerzlich vermisst: Der Schlussmann der besten Defensive der letzten Saison fehlt aufgrund eines Kreuzbandrisses. Damit ist den Störchen auch die defensive Stabilität abhanden gekommen. Die Achse des letzten Jahres, die mit viel Power und Tempo durch die Liga fegte, scheint verloren gegangen: Innenverteidiger Hauke Wahl wechselte für kolportierte 500.000 € zum SC Paderborn. Vom defensiven Mittelfeldduo Kegel/Vendelbo ist nur noch Maik Kegel da. In der Offensive verließ eigentlich nur das Gesicht der Mannschaft, Kapitän Rafael Kazior den Verein. Trotz konnten Heider und Schäffler ihre Leistungen aus der letzten Spielzeit bislang nur selten abrufen. So durfte Heider erst sechsmal in dieser Saison über die kompletten 90 Minuten ran.
Neues Jahr - Neue Spieler - Neuer Kapitän - Neue Kostanz?
In der Winterpause stellte sich Holstein noch einmal neu ein: Im Trainingslager im türkischen Side wurde mit Czichos ein neuer Kapitän gewählt. Der bisherige Mannschaftsführer Marlon Krause fehlt mit einem Kreuzbandriss und wird Kiel im Sommer verlassen. Zudem verpflichtete Holstein neben dem Isländer Sigurbjörnsson den Dresdener Matthias Fetsch und den Nürnberger Willi Evseev. Beide verfügen über Bundesligaerfahrung, konnten sich beim 5:2 gegen den Chemnitzer FC direkt als Torschützen eintragen und dürften somit direkt Verstärkungen für die Störche sein.
In der Offensive des KSV Holstein läuft es dabei ohnehin: 32 Tore erzielten die Kieler bislang in der laufenden Saison – nur vier Teams haben mehr geschossen. Probleme bereitet allerdings die Defensive. War die Abwehr um Kronholm und Wahl mit nur 30 Gegentoren der Schlüssel zum Erfolg, musste man in dieser Saison schon derer 36 hinnehmen. Deutliche Parallelen zur Fortuna. Beide Mannschaften wissen wo das gegnerische Tor steht, müssen aber auch immer wieder Gegentreffer hinnehmen. Insofern sind Tore sind am Sonntag garantiert: In einem Spiel mit Beteiligung von Holstein Kiel fallen im Schnitt fast drei Treffer, bei der Fortuna sogar 3,3. Schon das Hinspiel in Kiel endete mit einem 2:2-Unentschieden durchaus torreich.