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LZ-Leiter Timo Westendorf: „Wir erzählen nicht, wir machen“

Von Stefan Kleefisch

Die U19 hat im letzten Jahr knapp den Aufstieg in die Nachwuchsliga des DFB verpasst. Ab 9. März geht es weiter in der Mittelrheinliga mit einem Spiel beim VfL Vichttal. Die Mannschaft von Trainer Timo Westendorf ist in der bereinigten Tabelle Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung vor dem SV Eilendorf und sechs Punkten vor dem Bonner SC und Deutz 05. Wir haben mit dem Leiter des Leistungszentrums über den bisherigen Verlauf und den Zielen für die restliche Saison gesprochen.

Timo, wie fällt dein Fazit der Hinserie aus? Ein Highlight war sicher der 6:0-Erfolg gegen den Aufsteiger BW Königsdorf, ein Ergebnis, das leider letztlich ein Muster ohne Wert war… 

„Die Vorbereitung damals war sehr durchwachsen, da hatte ich das Gefühl nicht wirklich konkurrenzfähig zu sein. Das haben auch die Ergebnisse widergespiegelt, gleich am ersten Spieltag sind wir gegen Siebengebirge (1:5) unter die Räder gekommen. Grundsätzlich sehe ich die Hinrunde aber als positiv an. Sowohl das Team als auch die einzelnen Spieler haben sich gut entwickelt. Als Beispiel nehme ich mal einen Ben Brauweiler, der als jüngerer Jahrgang 18 Tore geschossen hat. Wir hatten außergewöhnliche Spiele gegen Königsdorf, gegen Deutz (8:1) oder gegen Bonn (4:3). Insgesamt war ich sehr zufrieden. Es war am Ende hart, das es nicht gereicht hat für Platz eins.“

Wie gefällt dir bisher der neue Modus der Nachwuchsligen generell?

Bisher kann ich den Modus schwer einschätzen. Aktuell ist es kein fairer Wettbewerb, wenn ich das aus der Perspektive eines Mittelrheinligisten sehe. Es gibt nur eine Hinserie, und wenn du ein, zwei Spiele nicht ziehst, hast du direkt ein Thema. Zusätzlich kommt hinzu, wenn man hochgehen sollte, kann man sich im Winter nicht so verstärken wie es im Sommer der Fall wäre. Das ist problematisch. Sicherlich braucht man aber auch noch mehr Erfahrungswerte für eine bessere Beurteilung.“

Du hast in der U19 auffällig viele Spieler jüngeren Jahrgangs eingesetzt, die sich teilweise sehr gut entwickelt haben… 

Ich versuche als Leiter des Leistungszentrums an der Durchlässigkeit zu arbeiten und die Verzahnung zwischen den einzelnen Mannschaften zu gewährleisten. Es wäre ein fatales Zeichen, wenn ich als Trainer der ältesten Jugend-Mannschaft alles anders machen würde, auch wenn die U17-Jungs zuvor keine gute Saison hatten. Wir sind ein Ausbildungsverein, dann muss man sich die Jungs schnappen und sie sukzessive versuchen besser zu machen. Das ist uns dann auch gut gelungen.“

Es gibt immer etwas zu verbessern. Was wäre das im konkreten Fall? 

Leider wird es bei der Infrastruktur kurzfristig keine Verbesserung geben. Wir hatten in der gesamten Hinserie nur 90 schlechte Minuten. Das waren jeweils die zweiten Halbzeiten gegen Eilendorf und Siebengebirge, die Spiele haben wir dann verloren. Ansonsten haben wir wenig Gegentore kassiert und viele Tore geschossen, das Anlaufverhalten wurde stetig besser, die Struktur ist sehr gut. Auf diesem Fundament können wir aufbauen.“

Ist es nun dein Ziel Mittelrheinliga-Meister zu werden?

Für mich persönlich ist es nicht wichtig, Erster zu werden, oder aufzusteigen. Die Entwicklung des Einzelnen steht über allem. Und mein vordergründiges Ziel ist es immer, möglichst viele Spieler bei uns in den Seniorenbereich, in die U23 oder zu den Profis zu bringen. Aktuell haben wir oben mit Lennart Stollenwerk und Salim Hadouchi sogar zwei Spieler, die noch U19 spielen könnten. Wenn du vernünftig ausbildest, spiegelt sich das Ganze aber auch automatisch in Ergebnissen wider. Natürlich spielen wir, um zu gewinnen.“ 

Du bist ja als Kaderplaner auch stark in die Entwicklung der U23 involviert. Gerade die Schnittstelle zwischen diesen beiden Teams trägt immer mehr Früchte. Vor der Saison sind zehn! Spieler aus der U19 in die U23 gewechselt. Zudem rückten Salim Hadouchi, Max Wiese und Lennart Stollenwerk direkt in den Kader der ersten Mannschaft auf…

„Als ich hier vor fünf Jahren angefangen habe, war das die größte Baustelle. Das haben wir zuletzt sehr gut hinbekommen. Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Der Prozess ist schwieriger, als er von außen aussieht. Du brauchst Trainer, die das Ganze unterstützen, Spieler, die bereit sind für diesen Weg. Ich habe vom Verein in der Hinsicht freie Hand gehabt und konnte mich da ein wenig austoben. Natürlich ist das hier keine One-Man-Show, sondern wir arbeiten sehr gut als Team zusammen. Wir müssen uns bewusst sein, dass dies immer nur eine Momentaufnahme ist. Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, nichts ist selbstverständlich. Da stecken viel Arbeit, Leidenschaft und Fleiß dahinter.“

Ein weiteres Beispiel: Die U23 hatte jüngst ein Testspiel beim Niederrhein-Oberligisten FC Büderich. In der Startelf standen sieben Eigengewächse, im 17er-Kader waren elf Eigengewächse. Erfüllt dich das ein wenig mit Stolz? 

„Das macht schon stolz. Es geht aber nicht um mich, sondern um den Verein. Mir zeigt es, was alles möglich ist. Viele Vereine reden davon, haben Konzepte und erzählen, und wir machen.“

Abschließend eine Frage an dich als LZ-Leiter zur generellen Entwicklung der Jugend-Abteilung? 

„Wir sind auf einem guten Weg, was die Entwicklung der Trainer angeht. Der Umgang untereinander ist sehr gut und harmonisch. Wichtig ist, dass die Trainer im Leistungszentrum an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, und das ist die hohe Durchlässigkeit im Jugendbereich. Da bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das weiterhin hinbekommen.“

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