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Kogge auf der Suche nach dem Schwung - FC Hansa Rostock im Gegnercheck

Foto: Tom Hettinger

Nach einer verheißungsvollen Hinrunde und prominenten Winterneuzugängen sucht Hansa Rostock im Jahr 2017 noch nach seinem Schwung. Dabei hat man in der Offensive viel Potenzial. Im Umfeld träumte man mit Bischoff, Quiring und Co. schon vom ganz großen Wurf. Nachdem die Ergebnisse zuletzt aber ausblieben, ist in Rostock derzeit irgendwie Sand im Getriebe.

Aktuelle Lage

Am 12. Spieltag war Hansa Rostock durch einen Sieg beim Tabellenersten MSV Duisburg auf Platz vier gesprungen. Seitdem trieb es die Kogge aus den seichten Gewässern in Richtung stürmischer See. Nur zwei Siege gelangen Rostock nach dem Achtungserfolg gegen den MSV bis zum jetzigen Zeitpunkt. Am 18. Spieltag war die Brand-Elf zuletzt in der oberen Tabellenhälfte zu beobachten. Aktuell steht sie mit 33 Punkten auf dem 13. Rang, einen Platz hinter der Fortuna. Die Rückrunde der Kogge verlief bislang eher ernüchternd: Vier Treffer in sieben Spielen, bei nur einem Sieg. Immerhin ist man 2017 im Ostseestadion noch ungeschlagen. Zuletzt musste die Mannschaft um Kapitän Michael Gardawski bei den Sportfreunden in Lotte ran. Obwohl Hansa dort dominierte, stand es zur Pause 1:0 für die Heimmannschaft. In der Folge hatte Rostock gute Möglichkeiten, um wieder einen Fuß in die Partie zu bekommen, ließ diese aber ungenutzt - im Gegensatz zu den Sportfreunden. Kevin Freiberger stellte den Hebel für Lotte mit seinem Tor zum 2:0 endgültig auf Sieg. Hansa musste die lange Heimreise ohne Punkte antreten. Zudem muss Trainer Christian Brand im Flutlichtspiel gegen die Fortuna auf seinen Kapitän Gardawski verzichten. Dieser holte sich kurz nach dem 0:2-Rückstand eine gelb-rote Karte und wird für ein Spiel gesperrt fehlen. 

Brand setzt auf Neuzugänge

Hansa Rostock verzeichnete vier Zugänge in der Winterpause. Von ihnen verspricht sich Brand Soforthilfe. Der Hansa-Trainer brachte gegen Jahn Regensburg alle vier von Beginn an. Mit Christopher Quiring als erstem Wintertransfer landete man einen Paukenschlag. Quiring, der für Union Berlin 130 Partien in der 2. Bundesliga absolvierte und an dem Hansa schon länger interessiert war, wurde unter Brand sofort Stammspieler. In der Rückrunde kam er bislang in jedem Spiel zum Einsatz. Für Quiring, aber auch für Joshua Nadeau ist die 3. Liga neu. Der französische Innenverteidiger spielte zuletzt in Schweden. Trotz Sprachbarriere hat er es schnell geschafft, in Rostock Fuß zu fassen und mausert sich langsam aber sicher zur festen Größe in der Mannschaft. Mit Amaury Bischoff und Tim Väyrynen sind aber auch zwei Profis mit Erfahrung in der 3. Liga an die Ostseeküste gewechselt. Zusammen konnten sie diese auch schon gewinnbringend für die Kogge umsetzen: Im Spiel gegen den VfR Aalen traf der Finne Väyrynen drei Minuten vor Spielende nach Vorarbeit von Bischoff zum 1:1 und rettete Hansa somit vor einer Niederlage. Der erste Fingerzeig dahingehend, wie wichtig die Neuen für Rostock noch werden könnten. Gegen die Sportfreunde Lotte standen alle Winterneuzugänge zum zweiten Mal gemeinsam in der Startelf.

Publikumsliebling Jänicke auf dem Abstellgleis

Durch die vier Verstärkungen im Winter müssen andere Spieler ihren Platz in der Mannschaft räumen, so zum Beispiel auch Publikumsliebling Tobias Jänicke. Der 27-Jährige steht derzeit bei 161 Pflichtspieleinsätzen für Hansa in der zweiten und dritten Liga. In der Hinrunde verpasste er keine Begegnung und erzielte zudem zwei Treffer. In der Rückrunde spielt der langjährige Hansa-Akteur aber keine Rolle mehr. Trainer Christian Brand hält sich ob der Causa Jänicke weitestgehend bedeckt: "Tobias Jänicke wird mit Sicherheit nicht spielen. Und ohne darauf näher einzugehen, ist es ersichtlich, dass das nicht nur sportliche Gründe hat." Jänicke trainiert zwar mit der ersten Mannschaft, darf jedoch vorerst nur bei der Zweitvertretung spielen. Er wird also aller Voraussicht nach kein Thema im Spiel gegen die Fortuna sein. Zudem wurde Anfang Februar auch Kerem Bülbül aus disziplinarischen Gründen supendiert. Die Leihgabe vom FC Ingolstadt, die in 15 Drittliga-Spielen für Hansa an fünf Toren direkt beteiligt war, ist ebenfalls in die Zweite von Hansa versetzt worden. Eine Rückkehr zur Drittliga-Mannschaft schließt Brand hier aber nicht kategorisch aus.

Lösung im Sturm gesucht

Während im Hansa-Umfeld leichte Unruhe herrscht, muss man sich intern mit einer Stürmerfrage auseinandersetzen. Eigentlich bietet der Kader mit Marcel Ziemer, Soufian Benyamina und seit dem neuen Jahr auch Tim Väyrynen drei fähige Spieler auf dieser Position. So richtig in den Vordergrund spielen, möchte sich aber aktuell keiner der Akteure. Marcel Ziemer ist mit drei Toren bislang erfolgreichster Stürmer der Kogge in dieser Spielzeit. Zuletzt fehlte er aufgrund einer Risswunde an der Ferse und einer Mittelohrentzündung. Auch Benyamina und Väyrynen haben sich diese Saison schon in die Torschützenliste eintragen können. Zusammengerechnet kommen die drei Hansa-Stürmer auf sechs Saisontore, gleich viele, wie Mittelfeldspieler Stephan Andrist. Der gebürtige Schweizer war schon im Jahr zuvor am Ende Rostocks bester Torschütze. Die Statistik macht deutlich, wo der Schuh drückt. Vorne will der Ball zumeist nicht den Weg ins Tor finden, so geschehen auch am letzten Spieltag gegen Lotte.

Im Fokus: Timo Gebhart

Daran könnte sich jedoch etwas mit der Rückkehr von Timo Gebahrt ändern. Einhundertmal Bundesliga, Einsätze in der Championsleague, U19-Europameister - Timo Gebhart hat mit 27 Jahren als Fußballer schon einiges erreicht. Seine Qualitäten stellte er früh und oft unter Beweis. Schon beim VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg war er oft ein Spieler, der den Unterschied ausmachen konnte. Seine Karriere stagnierte aber, immer wieder bremsten ihn Verletzungen aus. Der Weg des gebürtigen Memmingers führte ihn schließlich ins Ausland. Beim rumänischen Erstligisten Steaua Bukarest sollte ihm der Neuanfang aber nicht glücken. Nach keinem halben Jahr ging es zurück für Gebhart nach Deutschland. Bei Hansa Rostock soll der Neustart nun besser verlaufen. Zunächst gelang dieses Unterfangen auch: In acht Partien für Rostock verbuchte der offensive Mittelfeldspieler vier Tore und drei Vorlagen. Im Dezember zog sich Gebhart allerdings einen Muskelfaserriss zu und stand seitdem noch nicht wieder auf dem Platz. Der Starspieler wird in der Hansa-Offensive schmerzlichst vermisst. Vergangene Woche Dienstag konnte Gebhart nach drei Monaten Pause wieder eine komplette Trainingseinheit absolvieren. Für einen Einsatz gegen die Sportfreunde hat es noch nicht gereicht - es bleibt abzuwarten, ob Gebhart gegen die Fortuna zu Einsatzminuten kommt. In einem Interview mit "GOAL" sagte Gebhart im Dezember, dass er in Rostock endlich wieder Spaß am Fußball habe. Ein Rezept, das sich noch für Gebhart, aber auch die gesamte Mannschaft positiv auswirken könnte. Mit Spielern wie Andrist, Quiring, Bischoff und Gebhart hat die Kogge eigentlich viel offensive Qualität, um aus dem Tabellenkeller herauszukommen.

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