Fortuna-Aufstiegsheld Christian Groth singt über die „Allerschönste Stadt“
Von Stefan KleefischGrothi, was fällt dir zu deiner Zeit bei Fortuna ein?
„Die Zeit bei Fortuna war großartig – menschlich wie sportlich. Ich hatte zwar das Glück immer in guten Mannschaften gespielt zu haben, aber der Fortuna-Kader damals war für die Kreisliga B wirklich jenseits von Gut und Böse. Ich fand es damals total verrückt, was wir in der Liga für eine spielstarke Mannschaft hatten. Da war Milo McCormick auf links, ich habe den rechten Flügel beackert. Kosta Sakkos hat aus der Mitte die Pässe blind auf die Flügel gespielt und man musste nur noch dem Florian ,Flocke´ Gebel den Ball auf die Stirn hauen und dann war er auch schon wieder drin. Insbesondere mit Christian ,Grummi` Grummert bin ich noch sehr eng in Kontakt. Er hat witzigerweise auch während unserer gemeinsamen Zeit bei der Fortuna seine jetzige Frau auf einem meiner Konzerte kennengelernt.“
Wie ist es dir danach ergangen? Was ist alles passiert in deinem Leben?
„Bei Fortuna musste ich damals leider kurz nach dem Aufstieg aufhören, weil ich ein berufsbegleitendes Studium begonnen hatte. Damals habe ich noch Bandmusik gemacht, wir standen häufig im Luxor oder im Blue Shell auf der Bühne, auch das musste ich dann erst mal hinten anstellen. Irgendwann nach meinem Studium habe ich dann Tim getroffen, wir haben das Lied, das noch ein bisschen unfertig war, daraufhin zu Ende geschrieben. Und so wurde auch das Projekt mit der kölschen Musik geboren, worauf ich mich in Zukunft weiter konzentrieren möchte.“
Wie ist die Verbindung mit Tim Schulz zustande gekommen?
„Auch da war der Fußball das verbindende Element. Ich habe in der A-Jugend mit ihm beim TV Herkenrath zusammen gespielt. Und später auch kurz im Seniorenbereich. Wir hatten eine ähnliche Truppe wie die zweite Mannschaft von Fortuna, die auch viele Aufstiege in Folge geschafft hat. Jahre später haben wir erst gemerkt, dass wir beide Musik machen. So entstand der engere Kontakt.“
Wie kam es zu „Allerschönste Stadt“?
„Der Song war erst mal ein Einzelprojekt und ist aus einem lustigen Abend entstanden. Vielleicht gibt es von uns beiden aber auch in Zukunft noch mehr in der Richtung. Ich möchte der kölschen Musik auf jeden Fall treu bleiben und arbeite schon an neuen Ideen. Die Strophen auf Kölsch hatte ich damals schon geschrieben. Aber zu dem Refrain hatte ich nur eine Idee auf Englisch. Die Melodie stand, aber ich kam nicht richtig weiter. Tim hat gefühlt keine fünf Minuten gebraucht, dann war die schöne Hookline mit der allerschönsten Stadt geschrieben. Wir haben an dem Abend den Song an der Deutzer Werft gespielt, und eine Passantin gefragt, ob sie uns mal aufnehmen würde. Spontan haben wir das bei Facebook ins Kölner Nettwerk gepostet und da haben gut 25.000 Leute drauf reagiert. Wir dachten uns, okay, wenn das so gut ankommt, müssen wir den Song ins Tonstudio bringen. Tim hatte zu dem Zeitpunkt schon einen Vertrag mit Didi Hamann, einem Musikproduzenten. Er hat sich dann für den Song begeistern lassen.“
Warum hast Du dich jetzt dafür entschieden, Kölsch zu singen?
„Wenn du in Köln über die Stadt singst, sind die Leute immer schnell mit dabei und fühlen sich direkt abgeholt. Das ist für sie sehr emotional. Ich hatte damals in Deutz am Rhein meine erste eigene Wohnung und habe mich sofort sehr zu Hause gefühlt. Die Deutzer Werft finde ich z. B. sehr inspirierend, wenn man da den Sonnenuntergang und die Menschen erlebt, kommt man schnell auf gute Ideen. Ich habe einfach gemerkt, dass es mir leicht von der Hand geht – und auch Spaß macht – über die Stadt und das kölsche Lebensgefühl zu schreiben.“
Du nennst dich als Sänger Chris Grothstrøm. Warum?
„Irgendein Pseudonym musste her. Ich habe dann meine Lieblingsgitarre dafür herangezogen, das ist ein schwedisches Fabrikat, eine Hagstrom. Das hat aber auch einen Fortuna-Bezug. Ich erinnere mich, dass ich mit dir, Stefan, damals über Facebook den ersten Kontakt hatte. Da hieß ich auch Chris Grothstrøm und du hast mich gefragt, ob ich Schwede bin. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich einfach Ja gesagt. Im ersten Spielbericht stand auf einmal was vom neuen schwedischen Stürmer. Da musste ich dann erst mal aufklären, dass das geflunkert war.“
Wie ist dann das Video zu dem Song entstanden?
„Da kommt jetzt eine weitere Person ins Spiel. Der Song lag erstmal ein Jahr in der Schublade. Tim ist mit Franz Schumann-Halder ins Gespräch gekommen, der die Zohus Rheinmanufaktur betreibt, ein kölsches Klamottenlabel. Die T-Shirts, die man im Video sieht, stammen von seiner Firma. Er fand, das Lied passt super zu seinen Klamotten, die so urkölsche Dinge wie Kölsch, Kiosk oder Narrenkappe aufgreifen. Er hat für die Produktplatzierung im Gegenzug das Video organisiert und somit haben wir alle profitiert. Produziert hat das Video Jendrik Flach.“
Du singst Kölsch. Bist du denn auch in Köln geboren?
„Nicht ganz. Nahe der Ortsgrenze, in Bergisch Gladbach. Ich bin nicht wirklich als kölsche Jung aufgewachsen, aber meine Oma hat schon immer den Dialekt gesprochen. Ich konnte es somit oft hören und ganz gut verstehen, selber gesprochen habe ich Kölsch aber nicht von klein auf. Auch da war Fortuna für mich ein kleiner Kulturschock. Weil es schon ein paar echte Südstädter in dem Team gab, wie zum Beispiel Florian Gebel. Der ,Flocke´ hat am Anfang ein paar kölsche Sprüche rausgehauen, bei denen ich nicht mehr mit kam. Da reichte das nicht mehr, was ich von meiner Oma gelernt hatte. Wir gehen, was das Kölsch betrifft aber musikalisch auch einen etwas eigenen Weg. Tim singt hochdeutsch und ich auf Kölsch. Ich möchte versuchen, dem Imi mit meiner Musik einen einfacheren Zugang zur kölschen Sprache und Musik zu verschaffen. Auch bei meinem Gesangspart vermischt sich das Kölsche und Hochdeutsche ein wenig. Es hat nicht den Anspruch hundert Prozent reines Kölsch zu sein. Damit ich aber keinen Stuss singe, liest zugegebenermaßen auch ein guter Freund – ne echte kölsche Jung – noch mal final über meine Texte.“
Wie ist aktuell deine Verbindung zum Fußball?
„Nach dem Studium habe ich mit ein paar Freunden noch bei Casa España gespielt. Das war nur just for fun, hat aber so gut funktioniert, dass wir schnell einen Durchmarsch von der D- bis in die B-Liga gemacht haben. Nach der Hinrunde waren wir wieder Erster und dann kamen wir leider durch Corona aus dem Tritt, was uns den nächsten Aufstieg gekostet hat. Nach einigen Bänderrissen im Sprunggelenk, wie damals bei der Fortuna auch schon, macht momentan meine Sehne im Fuß leider nicht mehr so richtig mit. Ich hoffe zwar noch mal auf dem Platz angreifen zu können, aber aktuell gibt mir der Verletztenstatus zumindest die Gelegenheit mich ein bisschen mehr auf die Musik zu konzentrieren.“
Das Lied findet ihr auf Spotify unter folgendem Link: spoti.fi/3FNgOU8
Und das Video seht ihr auf Youtube hier: https://youtu.be/kELq8wa3V4s