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„Es ist jedes Jahr ein enormer Kraftakt“

Von Stefan Kleefisch
LZ-Leiter Timo Westendorf.

LZ-Leiter Timo Westendorf im Interview über die Entwicklung des Leistungszentrums.

Timo, wie bist du generell mit der Entwicklung des LZ von Fortuna zufrieden? Sportlich, infrastrukturell und wirtschaftlich…

„Sportlich bin ich insgesamt zufrieden. Wir haben es geschafft, dass wir mittlerweile eine hohe Durchlässigkeit innerhalb des Vereins haben. Dies gilt nicht nur im Übergangsbereich, sondern auch für das gesamte LZ. Dies war ein wichtiger Punkt, den wir verbessern wollten. Dies ist aktuell eine schöne Momentaufnahme, aber sollte folgerichtig fortgesetzt werden. Mich freut es auch, dass sich in der Vergangenheit Spieler im Profi-Fußball durchsetzen konnten oder dort erste Gehversuche tätigen konnten. Beispielsweise Münz, Suso oder Neto. Infrastrukturell ist dies eine Herkulesarbeit. Ich würde mir wünschen, dass sich hier nachhaltig etwas ändert. Es geht nicht nur um die Platzsituation, sondern auch die Kabinen et cetera. Wirtschaftlich haben wir es geschafft, durch verschiedene Projekte uns selbst zu tragen. Dennoch sind hier keine großen Sprünge möglich, es geht vermehrt darum, dass wir Trainer besser bezahlen und einen angemesseneren Rahmen schaffen können. Aber wir sind noch sehr weit von dem entfernt, wo wir gerne sein würden."

Die Aushängeschilder des LZ sind die U23 und die U19. Die U23 hat letztes Jahr einen hervorragenden siebten Platz in der Mittelrheinliga belegt, die U19 war nun zweimal hintereinander Vizemeister in der Mittelrheinliga. Eine sehr positive Bilanz. Das schürt aber natürlich auch die Erwartungen an diese Saison… 

„Wichtig ist, dass wir demütig und bescheiden bleiben und weiterarbeiten. Mir geht es nicht so sehr um die Platzierung, sondern um die Art und Weise, wie wir auftreten und den Verein präsentieren. Gerade in dem Bereich haben wir in den letzten Jahren sehr viele gute Entscheidungen getroffen. Ich warne aber auch davor, dass dies „Normalität“ ist. Es ist jedes Jahr ein enormer Kraftakt. Wichtig ist, dass in Übergangsmannschaften ein reger und guter Austausch stattfindet, das ist ein guter Nährboden für unsere Talente wie Wiese, Bance oder Hadouchi. Wichtig wird für uns in naher Zukunft aber auch sein, dass wir in den jüngeren Mannschaften wieder sehr starke Jahrgänge formen. Das ist für uns der Schlüssel zum Erfolg. Ausbildung dauert eben, das Haus wird nicht mit dem Dach angefangen, sondern mit einem guten Fundament."

Die Fortuna setzt voll auf die Karte Jugend. Im Kader der ersten Mannschaft stehen acht Eigengewächse, die U23 hat in dieser Saison sogar elf Spieler aus der eigenen Jugend in den Spielbetrieb integriert. Das zeigt, das sind alles andere als leere Worthülsen…

„Absolut, das war in der Vergangenheit nicht immer so. Daran wollen wir anknüpfen. Mit Salim Hadouchi und Lennart Stollenwerk haben wir Spieler bei der Ersten, die noch U19 spielen können. Das sollte für Spieler im LZ ein Anreiz sein, dass man hier auf offene Türen stößt, wenn die Leistung und der Kopf stimmen. Es ist immer ein langer Weg, um „oben“ anzukommen. Dabei darf man sich nicht von Widerständen abbringen lassen. Wir wollen den Spielern helfen, diese zu meistern." 

Wie bewertest du die Reform der Jugend-Bundesligen rein sportlich. Wäre eine Qualifikation für die U19 interessant, gäbe dies einen Mehrwert für Verein und Spieler? Ist dies nun größtenteils eine geschlossene Gesellschaft? 

„Aktuell kann ich noch keine richtige Aussage treffen. Interessant wird es sein, wie sich dies in den nächsten Jahren eventuell noch verändert. Für mich muss aber die sportliche Leistung in den Vordergrund gestellt werden, um in der höchsten Jugendliga spielen zu dürfen. Ich bin der Meinung das man Veränderungen gegenüber offen sein muss, das Rad kann und wird aber nicht immer neu erfunden. Der DFB ist auf einem deutlich besseren Weg als vor ein, zwei Jahren. Hier wurden schon einige Themen gerade in der Kommunikation massiv verhauen (Trainer-Lizenzen, Veränderung Junioren-Bundesliga) Ich fände es in dem Zusammenhang auch mal interessant, die verschiedenen Strategien der NLZ zu hinterfragen. Gerade was die Drop-Off Rate betrifft."

Abschließend noch ein paar Worte zu den anderen Teams und Projekten im LZ. Wie ist dort der Stand der Dinge? Unter anderem erhielt der S.C. Fortuna in diesem Jahr den Sepp-Herberger-Award in der Kategorie Schule und Verein. Ein prestigeträchtiger Award.

„Der Preis ist eine großartige Bestätigung für unser Projekt. Wir sind in mehr als 50 Schulen/Kitas aktiv und bringen Fußball und Bewegung in den Alltag der Kinder. Gerade Sport kommt dort zu kurz. Durch den Kontakt können wir den Jüngsten Fortuna näherbringen. Auch unsere Profis sind immer mal wieder vor Ort mit dabei. Die Projekte, die wir vor ein paar Jahren angestoßen haben, laufen nun und wir versuchen, diese stetig zu verbessern. Auch bei den wilden Fortunen machen wir gute Fortschritte, auch wenn wir hier noch lange nicht so weit sind, wo wir gerne sein wollen. Der infrastrukturelle Faktor ist hier leider hemmend. Dennoch bin sehr zufrieden, vor allem mit der Arbeit meiner Kollegen, ohne die vieles so nicht möglich wäre."

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