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Wie plant man eine Trainingseinheit?

Von Stefan Kurth

Das Nachwuchs­zentrum des S.C. Fortuna Köln gehört mit über 400 Spielern zu den größten Jugendabteilungen Deutschlands. Zentral für die erfolgreiche Ausbildung der Spieler ist ein sinnvolles und altersgerechtes Training; aber wie werden passende Trainingseinheiten geplant?

Jede Mannschaft des Nachwuchsleistungszentrums wird von mindestens zwei Trainern trainiert, die fest ihrer jeweiligen Mannschaft zugeordnet und für die Planung des Trainings hauptverantwortlich sind. Ergänzt werden diese durch spezielle Athletik- und Torwarttrainer, die mannschaftsübergreifend aktiv sind. Sie planen in Absprache mit dem Trainerteam eigene Trainingsabschnitte.

Der Trainingsplan wird etwa eine Woche im Voraus geplant. Für jede Trainingseinheit wird ein Leitthema festgelegt werden, das den Spielern in dieser Einheit vermittelt werden soll. Das Training wird dabei in verschiedene Abschnitte unterteilt, die aufeinander aufbauen. Für das Aufwärmen werden bereits Übungen und Ansätze gewählt, die für das zentrale Thema von Bedeutung sind. In einem hinführenden Teil wird das Leitthema durch Übungsformen eingeführt, während im Hauptteil der thematische Schwerpunkt wettkampfnah und in einer Spielform umgesetzt wird.

Die Trainingsinhalte und Aufgabenbereiche der Trainer unterscheiden sich je nach Altersgruppe. Während beispielsweise in jüngeren Mannschaften häufiger Elterngespräche nötig sind, wird in älteren Mannschaften die Analyse von Videomaterial wichtiger. Von der U10 bis zur U15 entwickelt sich das Training von einem individualtaktischen zu einem gruppentaktischen Schwerpunkt bis hin zu mannschaftstaktischen Elementen. Die Ausbildung der Kinder im Aufbaubereich ist im Gegensatz zu den älteren Altersgruppen noch stärker von Persönlichkeitsentwicklung geprägt. Die Spieler sollen zu mündigen Athleten erzogen werden, die selbstständig Entscheidungen treffen können.

In der U10 und U11 werden eher Grundlagen des Spiels und technische Aspekte spielerisch vertieft. Bewegung und Spaß am Spiel stehen hier im Vordergrund. Die Kinder sollen auf möglichst vielen Positionen eingesetzt werden und variabel ausgebildet werden. In den nächstälteren Mannschaften werden die Kinder an Gruppentaktiken herangeführt. Das Training wird wettkampfbezogener und leistungsorientierter, behält aber einen spielerischen Ansatz.  Ab der U12 arbeiten die Athletiktrainer und erst ab der U13 die Torwarttrainer mit den Kindern. In der U15 ist das Training stärker von spieltaktischen Aspekten geprägt.

In Absprache mit den Athletiktrainern wird die Belastung und Regenration der Spieler gesteuert, die Fortschritte der Spieler im athletischen Bereich festhalten. Regenerationstage werden an die Spieltage angepasst. Feste Ernährungspläne gibt es bei der Fortuna zwar nicht, allerdings werden die Spieler regelmäßig über eine sinnvolle Ernährung informiert.

Um die Ausbildung der Spieler zu verbessern, hat Fortuna einheitliche Spielprinzipien für alle Jugendmannschaften und eine einheitliche Trainingsdokumentation eingeführt, anhand derer das Training konzipiert werden soll. Außerdem soll ein Übungskatalog mit festen Übungen für bestimmte Altersgruppen erstellt werden, der ab der Rückrunde zum Einsatz kommen soll. Feedback zu ihren Einheiten erhalten die Jugendtrainer in Nachgesprächen mit den Koordinatoren. Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Trainern, die sich auch an Spieltagen gegenseitig unterstützen, besteht ohnehin.

Die Trainingsplanung der verschiedenen Mannschaften der Fortuna wird dabei durch den Platzmangel im Jean-Löring-Sportpark zusätzlich erschwert. Der Platz muss häufig mit mehreren Mannschaften geteilt werden. Besonders die Kommunikation zwischen den Trainern ist dabei von großer Bedeutung, um die Platzaufteilung untereinander und das eigene Training anpassen zu können.

Momentan ist der Trainingsbetrieb durch die Coronapandemie bedingt unterbrochen. Für die Spieler bedeutet dies jedoch keine komplette Trainingspause, da für sie Trainingspläne erstellt wurden, die zu Hause umgesetzt werden. Dadurch sollen die Spieler möglichst fit wieder in das Mannschaftstraining zurückkehren, sobald es die Entwicklung der Infektionszahlen wieder zulässt.

von Johannes Robertz